Ausstellungsarchiv

Eine Auswahl der bedeutendsten Wechselausstellungen seit 1988

Ausschnitt aus der Zeichnung "Indiannerin" von Else Lasker-Schüler (ca. 1930), Jüdisches Museum Frankfurt.
Rückblick

Else Lasker-Schüler

Die Bilder / 08.09.2010 - 09.01.2011

Die Ausstellung würdigt das bildnerische Schaffen dieser Künstlerin. Als Dichterin und Schriftstellerin gilt Else Lasker-Schüler (1869–1945) heute als herausragende Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus. Sie war aber auch eine bedeutende Zeichnerin.

Prinz Jussuf von Theben um 1928 Pastell- und Ölkreiden, teils laviert, Tusche, mit farbigen und goldenen Metallfolien collagiert, auf Papier 26,7 x 21,6 cm Jüdisches Museum Frankfurt
Prinz Jussuf von Theben um 1928 Pastell- und Ölkreiden, teils laviert, Tusche, mit farbigen und goldenen Metallfolien collagiert, auf Papier 26,7 x 21,6 cm Jüdisches Museum Frankfurt

Obwohl sie zu ihren Lebzeiten als solche gewürdigt wurde, ist ihr bildnerisches Werk nach ihrem Tod nahezu in Vergessenheit geraten. Basierend auf der Forschungsgrundlage des gleichzeitig im Jüdischen Verlag / Suhrkamp Verlag erscheinenden Werkverzeichnisses von Ricarda Dick öffnet die Ausstellung erneut den Blick auf die internationale Bedeutung dieser Künstlerin.

Sie versammelt rund hundertfünfzig Zeichnungen, Collagen, Briefzeichnungen, bemalte Postkarten und handkolorierte Lithografien, darunter viele bisher unbekannte Blätter.

Ihre sehr charakteristischen und eigenständigen Zeichnungen entwickelte Else Lasker-Schüler im Umfeld von Jugendstil, Expressionismus, Futurismus und Dada. Einflüsse und Wechselwirkungen zu Werken anderer Künstler werden aufgezeigt; so wird erstmals die besondere Rolle von Franz Marc, dem Begründer des Blauen Reiter, herausgestellt und sichtbar gemacht, und es wird aufgezeigt, welchen Einfluss Ernst Ludwig Kirchner, ein Künstler der Brücke, auf ihre Arbeit hatte.

Ebenfalls erstmalig wird gezeigt, dass und wie sich die Künstlerin von der altägyptischen Kunst hat anregen lassen, der sie die Entwicklung ihres charakteristischen Jussuf-Profilkopfes und verschiedene Kompositionsprinzipien verdankt.

In der Ausstellung und in den wissenschaftlichen Katalogbeiträgen von Ricarda Dick und Astrid Schmetterling wird darüber hinaus gezeigt, dass Else Lasker-Schülers inszenierte Naivität das Ergebnis großer Kunstfertigkeit und künstlerischer Kraft ist, welche Bedeutung die Farbe in ihren Zeichnungen hat, wie diese neue Assoziationsräume eröffnet und wie bildhaft Else Lasker-Schüler dachte.

Das zeichnerische wie das literarische Werk dreht sich vor allem um die Welt Prinz Jussufs und seines Reiches Theben sowie um indianische Ich-Figurationen wie „Der Blaue Jaguar“, „Pampa“, „Pampeia“. Jussuf ist, wie Ricarda Dick zeigt, das synthetische Produkt jüdischer, islamischer, christlicher und altägyptischer Bezüge und wurde von Else Lasker-Schüler eingesetzt „als Idee, als Leitmotiv, als Inner- und außerliterarische Spielfigur“. Mit der betont orientalischen Gestaltung dieser Ich-Figuration trägt Else Lasker-Schüler, so Astrid Schmetterling, „spielerisch provokativ“ zu zeitgenössischen Debatten um Orientalismus, Primitivismus und Zionismus bei.  

Nach Verfolgung durch die Nationalsozialisten, Diffamierung und Zerstörung ihrer Kunst, nach erzwungener Emigration zunächst in die Schweiz mit Berufsverbot, fand sich Else Lasker-Schüler in der neuen Heimat Palästina wieder. Im Text und in den Bildern ihres „Hebräerlands“ romantisierte Else Lasker-Schüler die „hebräischen Pioniere“, die „Palästina aus seinem tausendjährigen biblischen Sagenschlaf“ erweckt hätten. Um eine Abbildung der Realität ging es auch in diesen Arbeiten nicht, sondern um ein Suchen und Finden der mitgebrachten Vorstellungen vom Orient, auch um kompositorische und farbliche Fragen.  

Ausstellung und Publikation ELSE LASKER-SCHÜLER. DIE BILDER möchten einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass ihr immer noch herrschender „Ausschluss aus dem Kanon der Kunstgeschichte“ (Viktoria Schmidt-Linsenhoff) beendet wird.  

Die Ausstellung wurde im Rahmen von „Phänomen Expressionismus”, einem Kooperationsprojekt des Kulturfonds FrankfurtRheinMain, präsentiert und von diesem als Hauptförderer ermöglicht.

Katalog:
Else Lasker-Schüler. Die Bilder
Hrsg. von Ricarda Dick im Auftrag des Jüdischen Museums Frankfurt
Mit einem Beitrag von Astrid Schmetterling
Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 2010 (vergriffen) 

Vom Januar bis Mai 2011 wurde die Ausstellung in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin gezeigt.

Projektleitung und Realisation: Dr. Eva Atlan, Tel: 069-21233329

Ausstellungsort:
Jüdisches Museum Frankfurt

Heute geöffnet: 10:00 – 20:00

  • Museumsticket (Dauerausstellung Jüdisches Museum+Museum Judengasse) regulär/ermäßigt
    12€ / 6€
  • Kombiticket (Wechselausstellung + Museumsticket) regulär/ermäßigt
    14€ / 7€
  • Wechselausstellung regulär/ermäßigt
    10€ / 5 €
  • Familienkarte
    20€
  • Frankfurt Pass/Kulturpass
    1€
  • Am letzten Samstag des Monats
    Frei
  • (ausgenommen Teilnehmer gebuchter Führungen)

  • Eintritt nur Gebäude (Life Deli/Museumshop/Bibliothek)
    Frei
  •  

  • Freien Eintritt genießen:

  • Mitglieder des Fördervereins

  • Geburtstagskinder jeden Alters

  • Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre

  • Studenten der Goethe-Uni / FH / HfMDK

  • Geflüchtete

  • Inhaber von Museumsufer-Card oder Museumsufer-Ticket

  • Inhaber der hessischen Ehrenamts-Card

  • Mitglieder von ICOM oder Museumsbund

  •  

  • Ermäßigung genießen:

  • Studenten / Auszubildende (ab 18 Jahren)

  • Menschen mit Behinderung ab 50 % GdB (1 Begleitperson frei)

  • Wehr- oder Zivildienstleistende / Arbeitslose

  • Inhaber der Frankfurt Card

Link zum Standort Link zum Standort

Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main

Routenplaner

Ausstellungsarchiv

Eine Auswahl der bedeutendsten Wechselausstellungen seit 1988