Wie keine andere jüdische Persönlichkeit hat Ignatz Bubis das öffentliche Leben in Deutschland nach 1945 geprägt. Er war Überlebender des Holocaust, Unternehmer in der Nachkriegszeit, Funktionär der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und von 1992 bis 1999 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In seiner Biographie spiegeln sich wie in einem Brennglas die fundamentalen Entwicklungen und Konflikte der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Mit seinem Selbstverständnis als "deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" betonte Bubis die Zugehörigkeit von Juden zur deutschen Gesellschaft auch nach dem Holocaust. Er trat dafür ein, dass sich die jüdische Gemeinschaft dauerhaft auf ein Leben in Deutschland einlassen und sich stärker nach außen öffnen sollte.
In konsequenter Umsetzung dieser Devise wirkte er auch als Frankfurter Kommunalpolitiker und als Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Mit seinem Engagement als Unternehmer geriet er in die Konfliktlinien der Frankfurter Stadtpolitik, wie im Westend-"Häuserkampf" 1969–1976. Als jüdischer Gemeindevertreter hatte er teil an wichtigen öffentlichen Debatten wie der Fassbinder-Kontroverse 1985 und dem Börneplatz-Konflikt 1987. Als Mahner zu gegenseitiger Toleranz und Warner vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wurde ihm immer mehr die – von ihm selbst als problematisch empfundene – Rolle einer "moralischen Instanz" im wiedervereinigten Deutschland zugewiesen. Sein Vertrauen in die Stabilität der deutschen Demokratie fand im Ausland große Beachtung, stieß aber auch auf Kritik. Die letzten Monate seines Lebens waren gezeichnet von Enttäuschung und Resignation: Die Rede Martin Walsers in der Paulskirche 1998 und die Beifallsbekundungen der intellektuellen Elite Deutschlands für den Redner hatten Bubis schwer getroffen. Erst unlängst flammte die Kontroverse um die anschließende Begegnung von Walser und Bubis wieder auf. Bubis resümierte kurz vor seinem Tod, er habe "fast nichts" in seinem Leben bewirkt – ein sehr subjektives Fazit, das der Wirklichkeit in keiner Weise gerecht wird.
Zur Ausstellung erscheint im Jüdischen Verlag / Suhrkamp ein Begleitbuch zum Preis von 25 Euro.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Filmen, Vorträgen und Diskussionen bietet die Möglichkeit, Gesehenes zu vertiefen.
Wir danken für die freundliche Unterstützung durch:
B. Metzler seel. Sohn & Co.
Bundesministerium des Innern
Dezernat für Kultur und Wissenschaft
Friedrich Naumann Stiftung
Georg und Franziska Speyer'sche Hochschulstiftung
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Zentralrat der Juden in Deutschland
Ausstellungsort:
Jüdisches Museum Frankfurt
Heute geschlossen
- Museumsticket (Dauerausstellung Jüdisches Museum+Museum Judengasse) regulär/ermäßigt12€ / 6€
- Kombiticket (Wechselausstellung + Museumsticket) regulär/ermäßigt14€ / 7€
- Wechselausstellung regulär/ermäßigt10€ / 5 €
- Familienkarte20€
- Frankfurt Pass/Kulturpass1€
- Am letzten Samstag des MonatsFrei
(ausgenommen Teilnehmer gebuchter Führungen)
- Eintritt nur Gebäude (Life Deli/Museumshop/Bibliothek)Frei
Freien Eintritt genießen:
Mitglieder des Fördervereins
Geburtstagskinder jeden Alters
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Studenten der Goethe-Uni / FH / HfMDK
Auszubildende aus Frankfurt
Geflüchtete
Inhaber von Museumsufer-Card oder Museumsufer-Ticket
Inhaber der hessischen Ehrenamts-Card
Mitglieder von ICOM oder Museumsbund
Ermäßigung genießen:
Studenten / Auszubildende (ab 18 Jahren)
Menschen mit Behinderung ab 50 % GdB (1 Begleitperson frei)
Wehr- oder Zivildienstleistende / Arbeitslose
Inhaber der Frankfurt Card
Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main