
Die außergewöhnliche Geschichte der Familie Zuntz führt von der Frankfurter Judengasse nach Großbritannien, Israel, in die USA und zurück nach Deutschland. Sie wurde von berühmten Persönlichkeiten wie Leopold Zunz, Mitbegründer der Wissenschaft des Judentums, geschrieben und umfasst besondere Unternehmungen wie etwa die Gründung des Kaffee- und Röstunternehmens A. Zuntz sel. Wwe durch Rachel Zunz-Hess.
Die in Israel geborene und aufgewachsene Fotografin Ruthe Zuntz lebt heute mit ihrer Familie in Berlin. In jahrelangen Recherchen hat sie sich auf eine Suche nach den Spuren und Zeugnissen ihrer Familie in Frankfurt und der Welt begeben. Ausgangspunkt ihrer performativen Auseinandersetzung mit der Geschichte ihrer Vorfahren waren die Briefe, die ihr Vater ihr schrieb, nachdem sie nach Deutschland gezogen war. Der Vater von Ruthe, Simon Zuntz, überlebte die Schoa, da seine Eltern ihn und den jüngeren Bruder Leo 1939 mit einem Kindertransport aus Frankfurt ins britische Mandatsgebiet Palästina geschickt hatten. Simons Vater Karl Zuntz, dessen zweite Frau Ella und seine Geschwister Miriam und Harry wurden in Auschwitz ermordet. Simons ältere Schwester Esther wurde in Sobibor ermordet.
Transgenerationelles Trauma
In ihrer eigens für das Jüdische Museum entwickelten Ausstellung geht die Künstlerin und Fotografin sowohl familiären Geschichten wie auch der transgenerationellen Traumatisierung nach. Ruthe Zuntz ermöglicht damit einen einzigartigen Einblick in die Verarbeitung von Erinnerung und Trauer in der zweiten und dritten Generation nach der Schoa.
Die multimediale Ausstellung verbindet die Kindheitserinnerungen des Vaters mit den fotografischen Erkundungen der Tochter und den Artefakten aus Familienbesitz. Ergänzt wird diese persönliche Auseinandersetzung von Ruthe Zuntz um die Ergebnisse historischer Recherchen und Dokumente aus der 500 Jahre Familiengeschichte. „What a Family“ vereint künstlerische Forschung mit persönlicher Auseinandersetzung und historischen Zeugnissen in einer immersiven, mehrdimensionalen Schau.
Zur Geschichte der Familie Zuntz

Der Name Zuntz gehört zu einer weit verzweigten und zugleich alteingesessenen Frankfurter jüdischen Familie. Er verweist auf Zons, einen heutigen Stadtviertel von Dormagen. Von hier flüchtete Pesach Zons im 15. Jahrhundert vor judenfeindlichen Ausschreitungen in die Frankfurter Judengasse. Hier lebte er bis zu seinem Tod 1488. Im Laufe der Jahrhunderte zogen Mitglieder der Familie auch an andere Orte, ihr Zentrum aber blieb die Frankfurter Judengasse.
Über die Jahrhunderte hinweg prägten verschiedene Persönlichkeiten die Geschichte der Familie Zuntz: vom Almosen sammelnden Herz Zuntz über den bekannten Rabbinatsrichter Amschel Ben Herz Zuntz, den zum Christentum konvertierten Schmuel Zuntz bis hin zu Rachel Zunz-Hess, Begründerin der „Kaffeegrossrösterei A. Zuntz“, Dr. Jomtov Lipmann, bekannt als Leopold Zunz, Mitbegründer der modernen Wissenschaft des Judentums, und einer der ersten praktizierenden Ärztinnen Frankfurts, Rosel Zuntz. Infolge der nationalsozialistischen Verfolgungen mussten viele Familienmitglieder aus dem Deutschen Reich fliehen. Seit der Schoa leben sie verstreut in beinahe allen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika sowie in Israel.
Über die Künstlerin und Fotografin Ruthe Zuntz

Ruthe Zuntz (geb. 1971 in Haifa, Israel) zog 1991 nach Berlin und studierte u.a. Mediendesign an der Universität der Künste in Berlin. Ein Studienaufenthalt führte sie 1996 nach New York City, wo sie das Medium der Fotografie entdeckte. 1999 begründete sie Walkscreen, eine Plattform für interaktive Installationen, mit der sie in den kommenden Jahren ihre fotografischen Erkundungen der Großstadt präsentierte.
Von der Asia Europe Foundation (ASEF) wurde Ruthe Zuntz, eingeladen, internationale künstlerische Kooperationen und die Gestaltung interaktiver Installationen wie Point to Point - Tokio (2005), I'm Pulse Beijing (2006) und Borderless Me Helsinki (2006) zu realisieren. Im Jahr 2007 rief Zuntz das Kunst- und Friedensprojekt Challenging Walls -- Life beyond the Walls ins Leben. Ihre jüngste Veröffentlichung ist BERLIN (2020) im Auftrag von Nicolas Berggruen Holdings GmbH.
Seit Jahren entwickelt Ruthe Zuntz auch Themen- und ortsbezogene Workshops für angehende Fotografinnen und Fotografen, insbesondere für junge Menschen Workshops, wie u.a. für das Marina Bay Sands' Art Science Museum (Singapur), das Anne-Frank-Zentrum (Berlin) und das Shenkar College (Tel Aviv).
Dank
Die Ausstellung „What a Family! Ruthe Zuntz – 500 Jahre im Fokus“ steht im Kontext des 60. Jubiläums diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel. Sie wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der Berthold Leibinger-Stiftung, der Schleicher Stiftung und der Egon Gerson Stiftung gefördert.



Ausstellungsort:
Jüdisches Museum Frankfurt
Heute geöffnet: 10:00 – 18:00
- Museumsticket (Dauerausstellung Jüdisches Museum+Museum Judengasse) regulär/ermäßigt12€ / 6€
- Kombiticket (Wechselausstellung + Museumsticket) regulär/ermäßigt14€ / 7€
- Wechselausstellung regulär/ermäßigt10€ / 5 €
- Familienkarte20€
- Frankfurt Pass/Kulturpass1€
- Am letzten Samstag des MonatsFrei
(ausgenommen Teilnehmer gebuchter Führungen)
- Eintritt nur Gebäude (Life Deli/Museumshop/Bibliothek)Frei
Freien Eintritt genießen:
Mitglieder des Fördervereins
Geburtstagskinder jeden Alters
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Studenten der Goethe-Uni / FH / HfMDK
Auszubildende aus Frankfurt
Geflüchtete
Inhaber von Museumsufer-Card oder Museumsufer-Ticket
Inhaber der hessischen Ehrenamts-Card
Mitglieder von ICOM oder Museumsbund
Ermäßigung genießen:
Studenten / Auszubildende (ab 18 Jahren)
Menschen mit Behinderung ab 50 % GdB (1 Begleitperson frei)
Wehr- oder Zivildienstleistende / Arbeitslose
Inhaber der Frankfurt Card
Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main