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Mein Lieblingsobjekt

Das Museumsteam stellt besondere Objekte aus der Sammlung vor
Porträt von Korbinian Böck
02. März 2021Korbinian Böck

Jeden Monat stellen Mitarbeiter*innen unseres Teams auf der Museumswebsite und unseren Social Media-Kanälen ein Lieblingsobjekt aus unserer Sammlung vor. In diesem Beitrag sammeln wir sämtliche Beiträge.

Eine Schülerinnenzeitung von 1938

Valentino Massoglio neben Foto von Blättern aus einer Schülerinnenzeitung vom Frankfurt Philanthropin
Valentino Massoglio stießt bei Recherchen in unserem Archiv auf diese Schülerinnenzeitung von 1938.

Valentino Massoglio arbeitet in unserer Bibliothek und dem Archiv. Bei Recherchen stieß er auf diese Schülerinnenzeitung des Philanthropins, der früheren Schule der ehem. israelitischen Gemeinde:

"Als ich die Schülerinnenzeitung 'Sturm und Drangzeit der O3b' des Philanthropins in unserem Archiv gefunden habe, weckte das Datum „Ostern 1938“ mein Interesse. Beim weiteren Blättern konnte ich vieles wiedererkennen, was ich aus dem eigenen Lesen und Produzieren von Schülerzeitungen kannte: die einfache, aber ambitionierte Herstellungsweise, der Aufbau der Zeitung, der - ironisch oder nicht - versucht die Rubriken großer Zeitungsvorbilder zu imitieren sowie ein typischer ironisierender Humor. So zum Beispiel in dieser Zeitung in der Rubrik 'Menschen vor Gericht'. Darin heißt es: 'Ein bemerkenswertes Urteil wurde letzthin vom Oberlandesgericht in L. gefällt. Das gesamte Lehrerkollegium des Missanthropins in F. wurde zu einer schweren Strafe verurteilt. Es wurde nämlich festgestellt, dass in den Pausen nicht jedem Schüler zwei Törtchen verabreicht wurden. Ausserdem hatten die Zöglinge mehr Schule als Pausen, was zu heftigem Tadel Anlass gab.'

Das Philanthropin war eine Volks- und höhere Schule der Israelitischen Gemeinde Frankfurt und wurde 1804 im Geist von Aufklärung und Emanzipation gegründet. Als 'Stätte der Menschlichkeit' stand sie allen Konfessionen offen. Die spätere reformpädagogische Entwicklung der Schule unter dem Direktor Otto Driesen findet Ausdruck in dieser Schülerinnenzeitung, deren Herstellung den Schülerinnen alternative Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten geboten hat.

Der einzige Hinweis auf den zeithistorischen Kontext in den Texten findet sich in dem Hinweis auf die zahlreichen Abgänge aus der Klasse. Mit dem zunehmenden Verfolgungsdruck in der Zeit des Nationalsozialismus wurden als jüdisch verfolgte Kinder und Jugendliche aus den öffentlichen Schulen herausgedrängt. Nach den Novemberpogromen 1938 war es ihnen gar nicht mehr erlaubt, eine nicht-jüdische Schule zu besuchen. Das und die gleichzeitige Emigration vieler Familien aus Deutschland führten zu einer starken Fluktuation in den jüdischen Schulen. Von den Schülerinnen die am Ende des Schuljahres 1937/1938 noch in der O3b waren haben es einige geschafft zu emigrieren. Drei Schülerinnen wurden in den Vernichtungslagern umgebracht: Lotte Brück, Inge Flörsheim und Edith Meyer."

Swing-Jugend in Snapshot-Manier

Valentin Herleth neben seinem Lieblingsobjekt: Einem Foto der Swing-Jugend vor dem Haus der Großmutter von Wilfried und Wolfgang Swarzenski, 1936 © Jüdisches Museum Frankfurt
Valentin Herleth neben seinem Lieblingsobjekt: Einem Foto der Swing-Jugend vor dem Haus der Großmutter von Wilfried und Wolfgang Swarzenski, 1936 © Jüdisches Museum Frankfurt

Valentin Herleth unterstützt die Abteilung Kommunikation als studentische Hilfskraft. Er arbeitet seit Oktober 2022 am Museum, zunächst als kuratorischer Assistent.

„Die Auswahl nur eines einzigen Lieblingsobjekts war beim Suchen in der Datenbank des Museums nicht leicht. In den Weiten der Einträge inklusive Foto kamen für mich mehrere Objekte in Frage. Etwa auch ein wunderbar gestelltes Familienfoto der Familie Elias auf einer Rutsche beim Ausflug ins Bergwerk. Letztlich entschied ich mich für das Foto der jungen Menschengruppe vor dem Hauseingang. Mir gefallen die lässigen Posen, der starke Kontrast im Sonnenlicht und das lockere Einfangen der Situation in Snapshot-Manier.

Auf dem Foto von 1936 trifft sich die Swing-Jugend vor einem Haus. Sie war eine oppositionelle Jugendkultur während der NS-Zeit. Das Haus gehörte der Großmutter von Wilfried und Wolfgang Swarzenski, die 1938 mit ihrer Familie in die USA emigrieren. In der Daueraustellung des Museums liegt der Fokus des Fotos auf Wolfgang Lauinger, 2. von links im Liegestuhl.

Lauinger wurde als Teil der Swing-Jugend in Frankfurt mit Verdacht auf Homosexualität, die 1935 unter Paragrafen 175 verschärft wurde, für acht Monate ins Gefängnis gesperrt. Zuvor war er als „Halbjude“ nach fünf Monaten Einzug bei der Wehrmacht aufgrund dessen wieder entlassen worden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Wolfgang Lauinger unter dem gleichen Paragrafen wieder verhaftet. In den letzten Jahren seines Lebens kämpfte er um die Anerkennung dieses Unrechts, starb allerdings 2017 vor der rechtlichen Rehabilitierung.

Im gleichen Jahr übernahm das Jüdische Museum Lauingers Familienarchiv in die Sammlung. Mehr dazu auch im Blogartikel von Kuratorin Dr. Franzsika Krah.“

Stiefmütterchen bei Nacht

Foto von Maischa Gelhard neben einer Zeichnung von Rosy Lilienfeld
Das Lieblingsobjekt von Maischa Gelhard: eine Zeichnung aus der Feder der vergessenen Künstlerin Rosy Lilienfeld.

Maischa Gelhard ist Teil unseres Sammlungsteams. Heute stellt sie Euch ihr Lieblingsobjekt aus unserer Sammlung vor:

„Die Grafik ‚Stiefmütterchen bei Nacht‘ von Rosy Lilienfeld (1896-1942) zeigt eine Reihe von zarten Stiefmütterchen, die förmlich im Dunkeln leuchten. Sie scheinen von einem sanften Licht umgeben zu sein. Die Nachtstimmung verleiht der Zeichnung eine geheimnisvolle Atmosphäre, die mich immer wieder einnimmt. Mit Kohle und Kreide auf Papier lässt Rosy Lilienfeld durch präzise Verwendung von Licht und Schatten eine fesselnde Tiefe entstehen. Durch die leicht verzerrten Formen und die Verwendung von kräftigen Kontrasten wie der eigenwilligen Perspektive tritt ihr expressionistischer Stil hervor.

Leider ist die Künstlerin Rosy Lilienfeld bis heute eine weitestgehend unbekannte Expressionistin. Hier in Frankfurt war sie als Malerin, Zeichnerin und Holzbildhauerin tätig. Ihr Studium absolvierte sie bei dem Frankfurter Maler Ugi Battenberg im Umfeld von Künstler:innen wie Max Beckmann, Mathilde Battenberg und Ottilie W. Roederstein. Schon bald war sie ein etabliertes Mitglied der Frankfurter Künstlerschaft der 1920er und 1930er Jahre. Leider sind heute nur wenige ihrer Werke erhalten. Sie selbst wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Bis zu ihrer Flucht 1939 lebte Rosy Lilienfeld in Frankfurt und mietete bis 1934 ein Atelier im Städelschen Kunstinstitut. Das Gebäude im Hintergrund der Grafik könnte die sich in der Nacht abzeichnende Silhouette des Kunstinstituts sein. Vielleicht hat die Künstlerin ihr Motiv aufgrund der Grünfläche des Gebäudes gewählt. Die Schönheit der Natur innerhalb der Großstadt kommt hier schön zu Geltung.“

Ein kostbarer Tora-Schild

Rana Rakha neben einer Abbildung eines metalllenen Thora-Schildes
Bundesfreiwilligendienstleistende Rana Rakha neben einem kostbaren Tora-Schild aus dem Museum Judengasse

Rana Rakha unterstützt und begleitet im Bundesfreiwilligendienst primär das Team Bildung und Vermittlung. Ihr Lieblingsobjekt befindet sich in unserem Museum Judengasse:

Im 18. Jahrhundert schuf der deutsche Juwelier und Silberschmied Johann Adam Boller das Frankfurter Tora-Schild als bedeutendes religiöses Kunstwerk, das in jüdischen Gottesdiensten als Schmuckstück sowie zum Schutz der Tora-Rolle verwendet wurde. Das kunstvolle Artefakt besteht aus Silber, ist teilweise vergoldet, reich an detaillierten Verzierungen wie Gravuren und zeigt hebräische Inschriften sowie religiöse Symbole. Das Schild diente zum einen als Symbol jüdischen Glaubens dazu, die Bedeutung der Tora zu betonen, zum anderen ging es darum, Wohlstand zu demonstrieren sowie Wertschätzung für die jüdischen Heiligen Schriften zum Ausdruck zu bringen. Mit viel Geschick gelang es Boller, die künstlerische und religiöse Verschmelzung in der jüdischen Kultur im 18. Jahrhundert darzustellen, weshalb das Kunstwerk auch noch heutzutage als ein bedeutsames Kunsterzeugnis zu verstehen ist."

Ein Gemälde der Künstlerin Ida (Adi) Ritter

Online- und Social-Media-Redakteurin Sara Nasraty neben ihrem Lieblingsobjekt: Einem Schmetterlings-Gemälde der Künstlerin Ida (Adi) Ritter.
Online- und Social-Media-Redakteurin Sara Nasraty neben ihrem Lieblingsobjekt: Einem Schmetterlings-Gemälde der Künstlerin Ida (Adi) Ritter.

Sara Nasraty ist Online- und Social-Media-Redakteurin. Heute stellt sie Euch ihr Lieblingskunstwerk aus unserer Sammlung vor:

„Mit seinen sanften, dennoch kräftigen, mutigen Farbtönen, zieht mich Ida Ritters (1900-1975) Ölgemälde „Schmetterling“ immer wieder in seinen Bann. Obwohl kontrastreich, expressiv und mit einer gewissen Schwere behaftet – man beachte die Menge an aufgetragener Farbe – birgt das Bild eine dynamische Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die ganz wunderbar zu seinem Gegenstand, dem Schmetterling, passt. Das Insekt scheint hier nicht zu fliegen, sondern vielmehr zu tanzen. Der kurzlebige, fragile Schmetterling verweist auf die Schönheit und Vergänglichkeit der menschlichen Existenz, steht aber auch für Veränderung – Ida Ritter war derart fasziniert von diesem Tier, dass sie ihm gleich eine ganze Serie an Gemälden und Zeichnungen widmete. Zurecht!“

Ritter, die ihre Bilder manchmal auch mit „Adi“, also einem Anagramm ihres Vornamens, signierte, zählt zu den Künstlerinnen der „vergessenen“ Generation. Wir betreuen ihren künstlerischen Nachlass. Hier erfahrt mehr über ihr Leben und Werk.

Jüdische Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus

Johanna Weiß neben Scherenschnitt
Von Jay Saper, Artist in Residence, haben wir mehrere Scherenschnitte zu jüdischen Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus in unserer Sammlung.

Jüdische Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus sind das Thema gewesen, mit dem sich der US-Künstler Jay Saper als Artist in Residence in unserer vergangenen Rache-Ausstellung befasst hat. Unsere Kollegin aus dem Bereich Sammlung und Ausstellung Johanna Weiß stellt Euch das Ergebnis seiner Arbeit näher vor.

"Der US-amerikanische Künstler, Lehrer und Übersetzer Jay Saper führte während seiner Residenz im Rahmen unserer Ausstellung 'Rache. Geschichte und Fantasie' eine Werkgruppe weiter, die er bereits zuvor begonnen hatte: Er fertigte Portraits von Frauen an, die oft übersehen werden. Sie waren Widerstandskämpferinnen, Partisaninnen und Holocaustüberlebende. Dafür verwendet er die aus der jüdischen Volkskunst stammende Tradition des Scherenschnitts. Jahrzehnte und Kontinente übergreifend wurden und werden Scherenschnitte verwendet, um Eheverträge (ketubah) zu dekorieren, einer verstorbenen Person zu gedenken (yortsayt), einem Neugeborenem und seiner Mutter mit einem Amulett (kimpet-briv) Schutz zu gewähren. Zu finden sind Scherenschnitte oft an der östlichen Wand jüdischer Haushalte, um die Richtung der Gebete vorzugeben.

Neben Scherenschnitten fertigte Jay Übersetzungen von Gedichten der Portraitierten an, aus dem Jiddischen ins Englische. Denn die über Generationen und Migrationsbewegungen hinweg weitergetragene jiddische Sprache droht, gerade in jüdischen Gemeinden in den USA, verloren zu gehen. Jay möchte dem entgegenwirken, indem er die die Sprache lehrt und jiddische Werke einem englischsprachigen Publikum zugänglich macht.

Auf dieser Abbildung ist Rikle Glezer zu sehen. Sie war eine Dichterin aus Wilna, einige ihrer jiddischen Gedichte wurden als Lieder bekannt. Jay übersetzt ihre Gedichte und verwendet die Technik des Scherenschnitts als Hommage an die häufig übersehenen Geschichten jüdischer Frauen, die sich während des Holocaust gegen die Nationalsozialisten auflehnten und dabei ihr eigenes Leben in Gefahr brachten. Die Erinnerung an diese mutigen Frauen wird wieder wachgerufen und die alte Technik des Scherenschnitts in einer Weiterentwicklung neu verhandelt."

Mehr über unsere Artists in Residence während der Rache-Ausstellung erfahrt Ihr in diesem Blogbeitrag.

Über eine Staatsanleihe, die Weltgeschichte geschrieben hat

Sonja Thäder neben der Fotografie einer Staatsanleihe des Kaiserreichs Russland von 1822

Unsere Sammlungsleiterin Sonja Thäder ist Expertin für die Geschichte der Bankiersdynastie Rothschild. Ihr Lieblingsobjekt: eine Staatsanleihe des Kaiserreichs Russland von 1822.

"Ein Finanzdokument wirkt in einem Museum erst mal nicht besonders aufregend. Zumal bis auf den gestalteten Kopf alle Seiten nur aus dem gefürchteten Kleingedruckten bestehen. Aber wieso hängt es dann in unserer Dauerausstellung im Jüdischen Museum?

Der Grund: diese Staatsanleihe hat Weltgeschichte geschrieben! Wer sich die Mühe machen kann und näher herantritt, wird ein paar Auffälligkeiten feststellen: Es handelt sich um eine Anleihe, die für Russland aufgelegt wurde. Aber nicht in Rubel, sondern in Britischen Pfund Sterling. Im Jahr 1822 war dies die stabilste Währung Europas. Das bedeutete, dass alle Inhaber dieser Anleihepapiere immer mit dem garantierten Gegenwert rechnen konnten und keine Währungsinflationen – wie sie außerhalb von Großbritannien in der Zeit häufig vorkamen – befürchten mussten. Für dieses Dokument konnte sich der Inhaber sogar an verschiedenen Banken in Europa den Gegenwert auszahlen lassen. Darum ist sie auch in Russisch, Englisch und Französisch verfasst. Das erinnert doch vom Prinzip her ein wenig an unsere Geldautomaten, oder?

Was aber der besondere Clou ist: Diese Anleihe trägt die Originalunterschrift von Nathan Mayer Rothschild (1777-1836). Er war das Finanzgenie der Familie. Als Einziger war er in der Lage, den judenfeindlichen Zar von Russland von diesem Anleihekonzept zu überzeugen."

In unserer Onlinesammlung könnt Ihr einen genaueren Blick auf das Dokument werfen. Im nachfolgenden Video erfahrt Ihr mehr darüber.

Ask the Rabbi

Rivka Kibel neben Foto von "Ask the Rabbi"
Eines der Highlights unserer Dauerausstellung: die interaktive Videoinstallation "Ask the Rabbi".

Niemand sollte unsere Dauerausstellung verlassen, ohne die Installation ,Ask the Rabbi‘ gesehen zu haben, findet unsere Kommuikationsleiterin Rivka Kibel.

"Ob Namensgebung oder Brit Mila, Bat oder Bar Mizwa, Hochzeit, Beerdigung oder traditioneller Gottesdienst – ohne Rabbiner oder Rabbinerin dreht sich in einer Jüdischen Gemeinde nichts. Auch Scheidungen oder Rechtsfälle nach jüdischem Recht gehören zu ihrem Aufgabengebiet, wer im Krankenhaus liegt, kann um einen Besuch bitten. Rabbiner und Rabbinerinnen sind quasi die Begleiter von der Wiege bis zur Bahre. Zwischen diesen beiden Liege-Gelegenheiten vergehen im Idealfall aber viele Jahrzehnte, in denen man mit den Frankfurter Vertretern dieser Berufsgruppe vor allem auch eins haben kann: anregende Gespräche, tiefgründige Diskussionen und jede Menge Spaß. Denn Humor zu haben, scheint in Frankfurt zur beruflichen Rabbiner-Qualifikation zu gehören.

Eine gehörige Portion davon bekommen auch die Museums-Besucher:innen in unserer Installation „Ask the Rabbi“ zu hören. Per Touchpad können Besucher:innen unserer Dauerausstellung die Fragen auswählen, welche die vier Frankfurter Rabbiner und die Rabbinerin dann beantworten – zu ihrem Beruf, zum jüdischen Alltagsleben, zum Verhältnis von Juden und Nichtjuden – und auch, welches ihre Lieblingsorte in Frankfurt sind. In bequemen Sesseln und mit einem Kaffee in der Hand kann man sich so in die jüdische Lebenswelt entführen lassen – ebenso anregend wie unterhaltsam. Wer sich dafür Zeit genommen hat, wird verstehen, warum die Fünf die Neschume, die Seele, der Jüdischen Gemeinde sind. Und er wird wissen, wer von den Fünfen wenn nicht Rabbiner, dann Busfahrer geworden wäre."

Ein früher Vorfahr von Anne Frank

Katja Janitschek neben einem Porträt von Süßkind Stern
Wer war der Mann, der sich auf diesem Bild porträtieren ließ? Kuratorin Katja Janitschek stellt Euch das Bild vor.

Es ist das älteste Porträt eines Bewohners der Frankfurter Judengasse. Unsere Kuratorin Katja Janitschek, seit dem Spätsommer 2022 zuständig für das Museum Judengasse, stellt es Euch vor:

"Wenn man im Museum Judengasse in den Fundamenten von fünf Häuser der früheren Judengasse steht, wird das einstige Leben in dem einstigen jüdischen Viertel lebendig. So gibt es dort noch Wandnischen, in denen Kerzen standen oder Waren gelagert wurden, ein schmiedeeisernes Treppengeländer sowie einen „Kühlschrank“ in Form eines eingelassenen und gemauerten Beckens, in das Wasser gegeben wurde, um Lebensmittel zu kühlen.

Das lässt unwillkürlich die Frage aufkommen, wer denn die Menschen waren, die hier wohnten. Aus diesem Grund faszinierte mich dieses Portrait von Süßkind Stern aus dem Jahre 1671 schon immer sehr. Es ist das älteste Portrait eines Bewohners der Frankfurter Judengasse. Schon alleine seine Existenz bezeugt die gehobene soziale Stellung dieses Mannes, war es doch für Juden im 17. Jahrhundert unüblich sich portraitieren zu lassen.

Süßkind Stern war Mitglied einer der einflussreichsten Familien der Frankfurter Judengasse, der Familie Kann. Er war u.a. als Perlenhändler, Geldwechsler und Pächter von Salzbergwerken tätig. Außerdem war er für seine Wohltätigkeit bekannt und hatte mehrere Ehrenämter inne. So war er Mitglied beider Beerdigungsbrüderschaften, die sich u.a. darum kümmern, die Toten zu waschen – die heiligste Tat, die man im Judentum ausführen kann. Auf dem Gemälde selbst ist seine Stellung jedoch kaum zu erkennen. Er trägt die bescheidene Gelehrtentracht seiner Zeit. Das ist auch ein Hinweis darauf, welch hohes Ansehen Gelehrsamkeit im Judentum genießt. Und noch ein Faktor macht das Portrait von Süßkind Stern zu etwas Besonderem: Er war ein direkter Vorfahr Anne Franks!"

Eine heimatverbundene Matriarchin im Porträt

Foto von Julia Arndt neben Porträt von Gutle Rothschild
Dieses unscheinbare Porträt, das viel über die abgebildete Person erzählt, hat Julia Arndt aus unserem Kommunikationsteam sehr fasziniert.

Dieses Porträt von Gutle Rothschild ist das Lieblingsobjekt von Julia Arndt, unserer Veranstaltungsmanagerin:

"In den historischen Räumen des Rothschildpalais findet Ihr dieses recht unscheinbare Portrait von Gutle Rothschild (1753-1849). Die Matriarchin der berühmten Bankiersdynastie, die bis zu ihrem Tod in der recht ärmlichen Frankfurter Judengasse gelebt hat, ließ sich dort im hohen Alter von 96 Jahren vom Maler Moritz Daniel Oppenheim portraitieren. Die schwarz-weiße Reproduktion des Bildes (das Original ist leider verschollen) zeigt durch die Wahl des Hintergrunds ihre starke Verankerung und emotionale Verbindung zur Judengasse. Trotz des finanziellen Erfolgs der Familie, den man an ihrer Kleidung erkennen kann, ist sie dort wohnen geblieben. Ihre bewegte und bewegende Geschichte als starke Frau, Mutter und Frankfurter Jüdin lassen sich in den einzelnen Elementen des Porträts herauslesen. Das vermeintlich unscheinbare Bild erzählt also deutlich mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.“

Wenn Ihr mehr über die Familiengeschichte der Rothschild erfahren wollt, dann schaut in unserer Dauerausstellung vorbei. Das Porträt findet Ihr zudem in unserer Onlinesammlung.

Nussbaum-Gemälde aus dem Nachlass der Familie von Anne Frank

Dieses Gemälde "Der Frankfurter Opernplatz" (1905) gefällt unserer Kollegin Theresa Gehring besonders gut.

Theresa Gehring ist freie Mitarbeiterin in unserer Kommunikation. Ihr Lieblingsgemälde aus unserer Sammlung ist dieses impressionistische Werk von Jakob Nussbaum (1873–1936):

"In Frankfurt gibt es wohl fast niemanden, der nicht schon einmal ein paar liebliche Stunden auf dem Opernplatz verbracht hat. Heute wie früher ist er zudem ein beliebtes Motiv auf Frankfurtansichten. 1905 hat der Frankfurter Maler Jakob Nussbaum das alltägliche Treiben auf dem Platz in diesem Gemälde eingefangen. Diese Momentaufnahme ist in der ersten Etage unserer Dauerausstellung, im Familie Frank Zentrum, zu bestaunen. Einst erwarb es Michael Frank, Großvater von Anne Frank, dessen Bankgeschäft in der Nähe des Opernplatzes lag. Seine Frau Alice nahm es bei der Emigration der Familie mit nach Basel, wo es lange Jahre im Wohnzimmer der Familie als Erinnerung an die Frankfurter Zeit hing."

Mehr über den Nachlass der Familie von Anne Frank und ihre Familiengeschichte erfahrt Ihr hier.

Eine prächtige Tora-Krone

Linda WIesner neben einer Tora-Krone der Firma Felix Horovitz
Diese prächtige Torakrone hat es unserer Provenienzforscherin Linda Wiesner besonders angetan.

Linda Wiesner erforscht die Provenienz unserer Judaica-Sammlung und betreut das Archiv mit. Und das ist ihr Lieblingsobjekt:

"In unserer Dauerausstellung ist diese außergewöhnliche Torakrone zu sehen, die meine Blicke immer wieder auf sich zieht. Statt einer einzelnen Krone zum Schmuck der Tora handelt es sich hier um eine Komposition von vier Kronen. Unter einer großen, mit Davidstern geschmückten sind drei weitere kleine Kronen angeordnet. Die hebräische Inschrift verweist auf eine Allegorie aus der Mischna und nennt die drei Kronen der Gesetzlehre (Tora), des Priestertums und des Königtums. Überragt werden sie alle jedoch von der Krone des guten Namens.

Damit ist gemeint, dass jemand eine angesehene und geachtete Person ist, wie es Moses Tobias Sondheimer (1837-1891), Mitbegründer der Frankfurter Metallhandelsfirma Beer, Sondheimer & Co., war. Ihm und seiner Ehefrau Gitel zum Andenken stifteten ihre Kinder 1918 diese prächtige Krone. Da die Familie der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft angehörte, wurde sie vermutlich in der Synagoge der Gemeinde in der Friedberger Anlage verwendet.

Gefertigt wurde die Krone von der Firma Felix Horovitz, in der Felix mit seinem Bruder, dem Silberschmied Leo Horovitz zusammenarbeitete. Letzterer entwarf vor allem Ritualgegenstände für die Synagoge am Börneplatz, wo sein Vater Markus Horovitz Rabbiner war.

1990 erwarb das Jüdische Museum die Krone im Kunsthandel. Auf welchen Wegen sie dort hinkam, ist Gegenstand meiner Provenienzrecherchen."

"Frau Dr. Stern in Verehrung"

Franziska Krah neben einem Porträt der Dora Stern, gemalt von Ottilie Roederstein
Franziska Krah neben ihrem Lieblingsobjekt, einem Porträt von Dora Stern aus der Feder von Ottilie W. Roederstein (1859-1937). © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel

Franziska Krah ist Leiterin unserer Bibliothek, des Archivs und des Familie Frank Zentrums an unserem Museum. Ihr Lieblingsobjekt ist Teil des Nachlasses der Familie von Anne Frank:

"Als ich dieses Porträtgemälde zum ersten Mal in unserem Sammlungsdepot gesehen habe, war ich sofort fasziniert und wollte mehr erfahren: wer ist diese junge Frau im Profil, der die Malerin Ottilie W. Roederstein (1859-1937) die Widmung »Frau Dr. Stern in Verehrung« hinterließ? Und tatsächlich versteckt sich hinter diesem Gemälde viel mehr als eine gewöhnliche Auftragsarbeit zur Abbildung einer bildungsbürgerlichen Dame. 

Dora Stern kam 1882 als erste Tochter von Clara und Alfred Stern zur Welt. Ihre Mutter wuchs in Frankfurt auf und war die Cousine von Anne Franks Großmutter Alice. Ihr Vater war ein bekannter Historiker, der Rosa Luxemburg zu seinen Studentinnen zählen durfte. Auch Dora schlug eine wissenschaftliche Karriere ein und gehörte zu den ersten promovierten Chemikerinnen in Deutschland. Mit ihrer Expertise arbeitete sie an Beilsteins Handbuch der Organischen Chemie mit. Ottilie Roederstein schien von der jungen Naturwissenschaftlerin beeindruckt zu sein, schlug sie doch selbst einen außergewöhnlichen Lebensweg ein und schaffte es, sich als Malerin zu etablieren. Vielleicht erinnerte sie die junge Frau aber auch an ihre Lebensgefährtin Elisabeth Winterhalter, eine der ersten Ärztinnen in Deutschland.

Die in Berlin arbeitende Dora Stern floh 1939 in die USA. Ihre wissenschaftliche Arbeit konnte sie dort jedoch nicht fortsetzen und verstarb 1971 verarmt in Los Angeles."

Das Porträtgemälde könnt Ihr in unserer Dauerausstellung im Raum zur Geschichte der Familie Frank betrachten. Die wichtigsten Daten zu dem Bild findet Ihr auch in unserer Onlinesammlung.

Jüdische Küche im Frankfurter Bahnhofsviertel

Antje Thul neben Maxie Eisen-Speisejarte
Eine zeitgenössische Speisekarte als Museumsobjekt? Antje Thul erklärt, was es damit auf sich hat.

Antje Thul ist seit diesem Jahr Leiterin der Abteilung Bildung und Vermittlung. Ihr Lieblingsobjekt ist Teil unserer neuen Dauerausstellung:

"Das ist die Speisekarte des ‚Maxie Eisen‘ im Frankfurter Bahnhofsviertel, das von den Brüdern James und David Ardinast geführt wird. Benannt ist die Bar nach einem jüdischen Mafioso der Kosher Nostra, der jüdischen Mafia in den USA, und so bekommt man dort typische Gerichte aus dem Amerika der 1910er Jahre wie etwa Pastramisandwiches serviert. Pastrami wurde von jüdischen Einwanderern aus Rumänien dorthin mitgebracht und ist heute fester Teil der amerikanischen Esskultur. Durch die Brüder Ardinast hat die Speise ihren Weg zurück nach Europa gefunden und mit ihm ein Teil jüdischer Alltagskultur, in dem sich die Internationalität der Stadt Frankfurt widerspiegelt."

Die Ardinast-Brüder waren übrigens auch Teil unserer Kampagne zur Eröffnung des Jüdischen Museums im Herbst 2020. Das Botschaftervideo mit den beiden findet Ihr auf YouTube.

Eine Chuppa für jüdische Displaced Persons

Rifka Ajnwojner neben einer Chuppa
Das Lieblingsobjekt von Rifka Ajnwojner aus unserem Vermittlungsteam ist eine Chuppa, ein Hochzeitsbaldachin.

Rifka Ajnwojner ist seit 2021 Teil unseres Bildungs- und Vermittlungsteams. Ihr Lieblingsobjekt ist Teil der aktuellen Wechselausstellung:

"Hochzeitszeremonien nach jüdischer Tradition finden unter einer Chuppa, einem Hochzeitsbaldachin statt. Sie steht unter anderem für das neue Zuhause, das durch die Vermählung gegründet wird. Aus zwei Familien wird eine Familie. Der Baldachin, der zu allen vier Seiten offen ist, symbolisiert ferner die Gastfreundschaft des zukünftigen Hauses des Brautpaares.  

Diese blaue Chuppa mit goldener Borte ist Teil einer Installation in unserer aktuellen Wechselausstellung "Unser Mut. Juden in Europa 1945-48". Sie wurde vom Joint Distribution Committee, einer Hilfsorganisation US-amerikanischer Juden, für die überlebenden jüdischen Displaced Persons in Europa zur Verfügung gestellt. Die unmittelbare Nachkriegszeit war für die Holocaust-Überlebenden geprägt von Traumata, Trauer und Unsicherheit, aber auch vom Willen zur Selbstbehauptung und Mut. Es gab eine enorm hohe Anzahl von Eheschließungen und Geburten in den Displaced Persons Camps. Für mich steht diese Chuppa für Kraft, Hoffnung und insbesondere für den Mut zum Weiterleben."

Ein besonderer Seder-Teller

Annika Friedman neben einem grünen Seder-Teller
Die Geschichte hinter diesem grünen Seder-Teller erzählt Euch unsere Wissenschaftliche Volontärin Annika Friedman.

Annika Friedman ist seit Frühjahr 2021 als wissenschaftliche Volontärin bei uns am Haus. Ihr Lieblingsobjekt ist dieser Seder-Teller: 

"Trotz der schlichten grünen Glasur hat dieser Pessach-Seder-Teller eine starke Geschichte zu erzählen. Er wurde einst vom Joint Distribution Committee ausgegeben, nach dem Zweiten Weltkrieg die wichtigste Hilfsorganisation für die überlebenden jüdischen Displaced Persons in Europa. Auf der einen Seite des Tellerrandes seht Ihr eine Szene aus der ägyptischen Sklaverei. Dem gegenüber steht eine hoffnungsvolle Szene, in der Jerusalem erwartet wird. Die hebräische Inschrift des dekorativen Motivs lautet 'Von der Sklaverei zur Freiheit' und 'Dieses Jahr in Jerusalem'. Der traditionelle Ausspruch am Ende des Seder-Abends lautet eigentlich 'Nächstes Jahr in Jerusalem'. Auf diesem Teller wird er zeitlich in die Gegenwart vorgezogen.

In den Nachkriegsjahren - sogar noch in einem Displaced Persons Camp - Freiheit zu erlangen, war für die Holocaust-Überlebenden kein Traum mehr, sondern eine greifbare Realität. Dieser Teller erzählt mutig die schmerzhafte Historie und drückt gleichzeitig die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus. Genau diese Hoffnungen bilden die ultimativen zentralen Themen des Pessach-Festes."

Ein Gemälde von Anne Franks Großmutter

Mirjam Wenzel neben Gemälde von Alice Frank, Großmutter von Anne Frank
Mit ernstem Blick schaut uns die Großmutter von Anne Frank auf diesem Kinderbild an, das Euch unsere Direktorin näher vorstellt. © Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel

Dieses Kinderbild der Großmutter von Anne Frank hat es unserer Direktorin Mirjam Wenzel besonders angetan.

"Der erste Besuch bei Gerti Elias, in deren Basler Haus ein Teil der Familie von Anne Frank, ihre Großmutter und später auch ihr Vater gelebt hatten, ist mir bis heute in lebhafter Erinnerung. Wir saßen damals im Wohnzimmer und mein Blick blieb an zwei Dingen haften, die eine eigentümliche Präsenz im Raum entfalteten: ein kleiner Stuhl, der für sich und allein vor der Heizung stand; und ein Gemälde von einem Mädchen an der Wand, das in einem adretten Kleid ein Buch in der Hand hält und die Betrachter*innen mit einem erwachsenen Blick in die Augen sieht.

Stuhl und Gemälde zeugten von einer Kindheit, die vergangen und dennoch eigentümlich anwesend war. Ich erfuhr, dass auf dem Stuhl einst die Kinder der Familie, gesessen hatten, also etwa Anne und Margot Frank sowie ihr Cousin Buddy. Das Gemälde zeigt deren Großmutter Alice Frank, die nach dem Tod ihres Mannes selbst eine Zeit lang dessen Frankfurter Privatbank geleitet hatte. Ihr war es gelungen, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 einen Teil des Familienbesitzes und die persönlichen Unterlagen aus Frankfurt nach Basel zu retten. Ihrem Mut und der Sorgfalt ihrer Schwiegertochter, Gerti Elias, verdanken wir die Möglichkeit, die Geschichte der Familie von Anne Frank mit Dokumenten und Gegenständen bewahren, erforschen und in unserer Dauerausstellung der Öffentlichkeit zugänglich machen können. 

Wer war diese Alice Frank, geborene Stern, die schon als Mädchen den Blick einer erwachsenen Frau zu haben schien? 1865 geboren, wuchs sie in einer liberalen bürgerlichen Familie auf. Ihren Eltern, August Heinrich Stern und Cornelia Cahn, war sehr daran gelegen, den gesellschaftlichen Aufstieg, den sie sich erarbeitet hatten, ihrer einzigen Tochter durch eine umfassende Bildung zugute kommen zu lassen. Im Alter von 19 Jahren verlor Alice ihren Vater, der ein Silberwarengeschäft auf der Zeil und am Roßmarkt geführt hatte. Entgegen der Tradition entschied sie sich wenig später, nicht den ihr zugedachten Mann in England zu heiraten, sondern ihrem Herzen zu folgen und eine Ehe mit Michael Frank einzugehen, der soeben aus der Provinz nach Frankfurt gezogen war. Sie bekamen vier Kinder – darunter Otto, der Vater von Anne Frank –, die  bis zum frühzeitigen Tod ihres Vaters im Jahr 1909 wohlbehütet in einer Villa im Frankfurter Westend aufwuchsen.

'Ihr […] habt eine sonnige und frohe Kindheit gehabt. Alles, was in unserer Kraft stand, geschah, um Euch das Leben und die Jugend schön und freudig zu gestalten', schrieb Alice Frank in ihren  Lebenserinnerungen im Jahr 1935. Der ernste Blick, mit dem sie selbst als dreijähriges Mädchen ihrem Porträt-Maler entgegen sieht, wirft für mich die Frage auf, ob dies wohl auch für sie selbst galt?"

Mehr über Anne Franks Familiengeschichte erfahrt Ihr hier.

Restituiertes Gemälde von Henri Matisse

Foto von Theresa Gehring neben Gemälde von Henri Matisse, "Le mur rose"
Ein Matisse-Gemälde mit wechselvoller Geschichte hat es unserer Kommunikationsleiterin Theresa Gehring besonders angetan.

Theresa Gehring ist die Leiterin unserer Kommunikation. Ihr Lieblingsobjekt aus unserer Sammlung ist dieses Gemälde mit dem Titel "Paysage – Le mur rose" von Henri Matisse:

"Derzeit ist das Reisen nicht besonders leicht und so wende ich für mich persönlich einen kleinen Trick an: Ist das Fernweh zu groß, stelle ich mich vor unseren Matisse in der neuen Dauerausstellung im Rothschild-Palais und reise im Kopf. Immer wieder entdecke ich auf diesem Gemälde, das Matisse 1868 auf Öl mit dem Titel Korsika malte, neue Nuancen. Zudem ist das Gemälde ein Beispiel für erfolgreiche Restitution.

1917 hatte Harry Fuld, einst bekannter Unternehmer in Frankfurt, das Landschafts-Gemälde für seine umfangreiche Kunstsammlung erworben. 1943 wurde es angeblich von einem Berliner Auktionshaus versteigert, hing aber in der Berliner Privatwohnung des Auktionators Hans Wolfgang Lange. Nach dem Krieg tauchte das Kunstwerk in Tübingen wieder auf, wo es durch die französische Armee beschlagnahmt wurde. 1949 wurde es dem Musée National d`Art Moderne in Paris übergeben, dass 2008 die früheren Besitzer – die Familie Fuld – ermittelte und das Gemälde an sie restituierte. 2010 konnten wir es schließlich mit tatkräftiger Unterstützung unseres Fördervereins erwerben. Damit ist das Bild wieder an seinen Ursprungsort zurückkehrt. In unserer Dauerausstellung erzählen wir seine Geschichte."

Möbelinstallation von Nir Alon

Foto von Eva Atlan neben Möbelinstallation von Nir Alon
Unsere Sammlungsleiterin Eva Atlan neben der Möbelinstallation 'The Glory and the Misery of Our Existence' von Nir Alon.

Eva Atlan ist unsere Sammlungsleiterin. Hier stellt sie Euch ihr Lieblingsobjekt aus unserer derzeit leider geschlossenen neuen Dauerausstellung vor.

"'Wir erfahren Kunst mit unseren Augen und unserem Körper', sagte mir der Künstler Nir Alon als ich ihn vor rund vier Jahren einlud, eine Installation für unsere Dauerausstellung zu entwickeln. Entstanden ist 'The Glory and the Misery of Our Existence'. Das Werk bezieht sich teils auf Alons Familiengeschichte, teils lädt er uns aber auch in eine irreale Welt ein.

Wie ein Bildhauer setzt er sich mit Gewicht, Schwerkraft und Dreidimensionalität auseinander. Auf den ersten Blick scheinen seine Inspirationen jedoch nur durch Gegenstände reflektiert zu werden. Die Tische, Stühle und Sessel sind ohne jeglichen ästhetischen Anspruch, sie weisen Gebrauchsspuren auf und bilden einen konkreten Bezugspunkt. Wichtig ist die Art und Weise, wie Nir Alon sie zueinander aufbaut, wie er sie ihrer eigentlichen Funktion beraubt und in ein schwebendes Gleichgewicht bringt. Wenn die Leuchten die Tische und Stühle losgelöst vom Boden erscheinen lassen, werden die Möbel und ihr Zusammenspiel zu Metaphern für die Gefährdung des Gleichgewichts und der Sicherheit und nicht zuletzt für das Leben als dauernder, existenzieller Balanceakt.

Die entstandene Installation fasst Nir Alon wie eine Theaterbühne auf. Der Besucher ist hier nicht Zuschauer, sondern wird miteinbezogen. Ich freue mich, dass sie nun im Vestibül des Rothschild-Palais zu sehen ist - auch von außerhalb des Gebäudes bei einem Blick durch die verglasten Türen."

Ein Gemälde als Bekenntnis zum Judentum

Erik Riedel neben Gemälde "Moses mit den Gesetzestafeln" von Moritz Daniel Oppenheim
Erik Riedel neben dem Gemälde "Moses mit den Gesetzestafeln" von Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882)

Erik Riedel ist der Leiter unseres Ludwig Meidner-Archivs. Ihm hat es dieses Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882) angetan, dem weltweit ersten akademisch ausgebildeten jüdischen Maler:

"Mit seinem großformatigen Ölgemälde "Moses mit den Gesetzestafeln" schuf Moritz Daniel Oppenheim für mich das zugleich monumentalste und subtilste Bekenntnis zum Jüdischsein in unserer neuen Dauerausstellung. Der damals 17- oder 18-jährige Kunststudent verband die aus der christlichen Kunst geläufigen Darstellungsformen des Propheten mit jüdischen Bezügen. So weisen beispielsweise die Zelte im Hintergrund Moses als Anführer der Israeliten aus, der sie aus der ägyptischen Knechtschaft befreite."

Der Moses erwartet Euch in einem der ersten Räume unserer neuen Dauerausstellung.

Holzschnitt zu ersten Buch Mose

Fenja Fröhberg neben Holzschnitt von Hermann Fechenbach (1897-1986)
Unsere ehemalige Volontärin Fenja Fröhberg neben einem Holzschnitt von Hermann Fechenbach (1897-1986).

Fenja Fröhberg war von 2018 bis 2020 Volontärin im Rahmen des lab.bode-Programms. Ihr Lieblingsobjekt bezieht sich auf das erste Buch Mose:

„Der Künstler Hermann Fechenbach (1897-1986) schuf diesen Holzschnitt 1924. Er ist das erste von 135 Werken, die er zu den Themen des ersten Buch Mose anfertigte, darunter die Schöpfungsgeschichte. Dieses Motiv stellt die Erschaffung des Lichts dar. Die Bilder Fechenbachs wurden damals als Abonnement angeboten: Alle zwei Wochen wurde ein weiteres Bild zu einer eigenen Sammelmappe hinzugefügt. Mir gefällt besonders der Ausdruck der Zeichnung. Überrascht hat mich die Größe: Die Bilder sind lediglich 5 cm groß – Briefmarkenformat.

Als Jude musste Fechenbach 1939 aus Nazi-Deutschland emigrieren. Er überlebte die Schoa im englischen Exil.“

Ein frühneuzeitliches Beschneidungsmesser

Manfred Levy neben einem Foto des Beschneidungsmessers
Manfred Levy neben einem Beschneidungsmesser, das im Museum Judengasse ausgestellt ist.

Manfred Levy ist Leiter unseres Bildungsbereichs. Sein Lieblingsobjekt aus unserer Sammlung ist dieses Beschneidungsmesser aus dem 18. Jahrhundert.

"Dieses Beschneidungsmesser löst in mir Furcht und Faszination aus. Furcht, weil damit jüdische Jungen im Alter von acht Tagen beschnitten wurden, das heißt, dieses Messer entfernte ihre Vorhaut. Faszination, weil es das Werkzeug ist, ohne das der Bund mit Gott nicht möglich ist. Beschneidung und Judentum sind seit tausenden Jahren untrennbar miteinander verbunden. Zudem fasziniert mich seine Provenienz, eine regelrechte Odyssee: Das Messer wanderte durch mehrere Museen und wurde von den Nazis geraubt.

Dieses Objekt erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend. In der Bildungsarbeit mit Jugendlichen eignet es sich jedoch hervorragend für die Vermittlung jüdischer, aber auch islamischer religiöser Inhalte. Es dient als Aufhänger für Gespräche und Diskussionen über Vorurteile (Beschneidungsdebatte), Gemeinsamkeiten und Unterschiede der monotheistischen Religionen."

Ausgestellt ist das Messer im Museum Judengasse. Das ist zwar derzeit geschlossen, auf Google Arts & Culture könnt Ihr aber einen virtuellen Blick in die Ausstellung werfen.

Ein Thora-Schild spiegelt modernes jüdisches Selbstverständnis

Kathrin Schön neben Thora-Schild von Johan Eduard Schürmann
Kathrin Schön neben einem Thora-Schild aus unserer neuen Dauerausstellung

Kathrin Schön ist die Leiterin des Bereichs Vermittlung in unserem Haus und eine der Kuratorinnen unserer neuen Dauerausstellung. Besonders gut gefllt ihr ein Tora-Schild mit bemerkenswerten Details.

"Dieses kunstvolle Tora-Schild von Johan Eduard Schürmann entstand um 1875 und zeichnet sich durch ein prägnantes Merkmal aus: Inmitten des teilweise vergoldeten Schilds seht Ihr die Gesetzestafeln, die Mose am Berg Sinai empfing, umfasst von einem Kranz aus Palmzweigen und Eichenlaub. Die Gestaltung dieses schönen Stücks vereint also jüdische und deutsche Elemente miteinander und spiegelt damit ein modernes jüdisches Selbstverständnis als deutsche Bürger jüdischen Glaubens im Nachgang zur Emanzipationszeit wider. Das macht das Schild für mich nicht nur zur zu einem ästhetisch ansprechenden, sondern auch zu einem historisch wertvollen und sprechenden Objekt."

Das Tora-Schild wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem liberalen Teil der Israelitischen Gemeinde Frankfurt gestiftet, deren Gottesdienste ab 1860 in der neuen Hauptsynagoge stattfanden. Wir zeigen das Tora-Schild in unserer Dauerausstellung in dem von Kathrin kuratierten Bereich zu innerjüdischer Diversität im 19. Jahrhundert.

Radio made by Displaced Persons

Werner Hanak neben einem Radio Modell Pionier U2
Werner Hanak neben einem Radio Modell Pionier U2 aus dem polnischen Dzierżoniów.

Werner Hanak ist unser stellvertretender Direktor. Ihm hat es dieses Radio angetan.

"Dieses Radio erzählt von einem überraschenden Aspekt der europäisch-jüdischen Geschichte nach 1945. Das Modell Pionier U2 war eines der beliebtesten Radios im Polen der Nachkriegszeit. Hergestellt wurde es im Radiowerk Dzierżoniów in Niederschlesien. Dzierżoniów und seine Geschichte, für die dieses Radio steht, ist ein historischer Geheimtipp, dem wir in der Ausstellung 'Unser Mut. Juden in Europa 1945-48' auf der Spur sind. Die Stadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für einige Jahre ein neues jüdisches Hoffnungsgebiet in Polen. Überlebende sowie aus dem sowjetischen Exil zurückgekehrte Jüdinnen und Juden zählten zeitweise mehr als die Hälfte der 16.000 Bewohner. Die jüdische Bildungsförderung ORT bot nicht nur agrarische, sondern vor allem radiotechnische Lehrgänge an, sodass zahlreiche junge Juden das Modell Pionier U2 und andere Radios bauen konnten.

Anti-jüdische Pogrome und kommunistische Repression in Polen stoppten jedoch bald diese einzigartige Entwicklung, sodass die Geschichte von Dzierżoniów heute vollkommen unbekannt ist. In unserer Ausstellung 'Unser Mut' könnt Ihr sie ab Frühjahr 2021 wiederentdecken."

Sommerliches Motiv von Kurt Levy (1911-1987)

Korbinian Böck neben einem Gemälde von Kurt Levy (1911-1987)
Korbinian Böck neben einem Gemälde von Kurt Levy (1911-1987)

Korbinian Böck ist Onlineredakteur und verantwortet unsere Social Media-Auftritte. Er liebt besonders dieses sommerlich anmutende Bild.

"Dieses Ölgemälde, Mann mit Baskenmütze, passt für mich sehr gut zu den derzeitigen frühsommerlichen Temperaturen. Trägt der Mann mit gebräuntem Teint eine Sonnenbrille zum bunten Hemd? Das Bild stammt aus der Feder des Exilkünstlers Kurt Levy (1911-1987). Es ist eines seiner letzten Bilder, gemalt im Jahr seines Todes. Er war in den 1930er-Jahren aus Nazi-Deutschland emigriert. In seinem kolumbianischen Exil konnte er sich beruflich, anders als viele andere deutsche Exilant*innen, erfolgreich etablieren und war als Maler tätig. Levys Farbpalette und seine Motive, darunter zahlreiche Stadtansichten, gefallen mir ausgesprochen gut."

Ein reich verziertes Kantorbuch

Sara Soussan neben reich verziertem Kantorbuch
Unsere Kuratorin Sara Soussan neben reich verziertem Kantorbuch

Sara Soussan ist unsere Kuratorin für jüdische Kulturen der Gegenwart. Ihr Lieblingsobjekt ist eine Leihgabe der Jüdischen Gemeinde Frankfurt:

„Der Sofer (Tora-Schreiber) der Frankfurter Börneplatz-Gemeinde, Elimelech Max Beer, schrieb und illustrierte dieses Kantorbuch im Jahr 1920. Die Familie Rothschild stiftete es der Synagoge. Der Ziseleur Leo Horowitz – Sohn des bekannten Rabbiners Dr. Markus Horowitz – versah das Buch mit kunstvollen Silberbeschlägen. Dieses Buch berührt mich in besonderer Weise: Welch‘ Manifestation von Frankfurts ehemaliger jüdischer Kraft! Welch‘ liebevolle und schöne Gestaltung!“

Das Buch ist Teil unserer neuen Dauerausstellung. Weitere kostbare Handschriften aus unserer Sammlung findet Ihr hier.

Fotoalbum aus dem DP-Lager Bergen-Belsen

Kata Bohus neben einem Foto aus dem Album über das Katset-Theater
Kata Bohus neben einem Foto aus dem Album über das Katset-Theater im DP-Lager Bergen-Belsen.

Kata Bohus war Kuratorin unserer geplanten Wechselausstellung "Unser Mut. Juden in Europa 1945-48". Eines ihrer Lieblingsobjekte ist dieses Fotoalbum:

"Dieses Fotoalbum haben wir von einem Mitglied der Frankfurter jüdischen Gemeinde erhalten. Es enthält Fotos der Aufführungen des Katset-Theaters im DP-Lager Bergen-Belsen unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Theatergruppe bestand aus jüdischen Überlebenden. Ihre Aufführungen waren frühe Versuche, die Schoa künstlerisch darzustellen. Das Album werden wir auch in unserer Ausstellung zur jüdischen Nachkriegsgeschichte zeigen."

Mehr über die Ausstellung erfahrt Ihr hier.

Das Stammhaus der Familie Rothschild

Sonja Thäder neben Aquarell von Emma Louise von Rothschild (1844-1935). Es zeigt das Stammhaus der Familie Rothschild in Frankfurt
Sonja Thäder neben Aquarell von Emma Louise von Rothschild (1844-1935)

Sonja Thäder ist unsere Kuratorin für die Geschichte der Familie Rothschild und Leiterin des Digitalen Museums. Ihr Lieblingsobjekt ist ein Bild des Stammhauses der Familie Rothschild:

"Dieses Aquarell von Emma Louise von Rothschild (1844-1935) zeigt das Stammhaus der Familie Rothschild in der Frankfurter Judengasse um das Jahr 1880, das Haus „Grünes Schild“. Es handelt sich um eine übermalte Fotografie auf Karton. Emma Louise war eine Tochter des Frankfurter Bankiers Mayer Carl von Rothschild und hatte ihren Cousin Nathaniel – den ersten Lord Rothschild – in England geheiratet. Trotz des finanziellen und sozialen Aufstiegs der Familie spielte die Erinnerung an ihre Ursprünge in der Frankfurter Judengasse durch alle Generationen eine wichtige Rolle. Das Aquarell ist dafür ein intimes und rührendes Beispiel.

Das Bild zeigt den Zustand des Hauses bevor die Gasse in den 1880er Jahren saniert und erweitert wurde. Das „Grüne Schild“ – links mit den geschlossenen Fensterläden – teilt sich gemeinsam mit dem Haus „Zum Schiff“ rechts davon einen Giebel. Hier hatte Mayer Amschel Rothschild, der Gründervater der Bankiersdynastie, seine erfolgreiche Firma gegründet und hier wohnte seine Frau Gutle bis zu ihrem Tode. Das Stammhaus blieb als einziges originales Bauwerk, wenn auch modifiziert, nach der Straßensanierung und dem Abriss eines Großteils der Judengasse erhalten und wurde zu einer regelrechten Touristenattraktion.“

Das Aquarell konnten wir 2016 mit Unterstützung unserer Freunde und Förderer ankaufen. In der Dauerausstellung zeigen wir es in der Abteilung über die Geschichte der Rothschilds, die Sonja Thäder kuratiert.

Abschiedsalbum für Jakob Nussbaum

Foto von Eva Atlan neben einem Selbstporträt des Künstlers Heinrich Gottselig
Eva Atlan neben einem Selbstporträt des Künstlers Heinrich Gottselig im Abschiedsalbum für seinen Künstlerkollegen Jakob Nussbaum.

Dr. Eva Atlan ist unsere Sammlungsleiterin und betreut einen Teil der Kunstsammlung. Ihr Lieblingsobjekt holte sie vor zwei Jahren aus Israel in unsere Sammlung:

"Als ich dieses Abschiedsalbum von den Nachfahren des Frankfurter Impressionisten Jakob Nussbaum (1873-1936) entgegennahm, war mir die Einzigartigkeit dieses Zeitzeugnisses sofort bewusst. Als Nussbaum sich 1933 gezwungen sah Deutschland zu verlassen, bekam er dieses Album von über 60 Freundinnen und Freunden aus der Frankfurter Kulturszene überreicht. Sie alle bringen in persönlichen Worten, Zeichnungen oder Fotografien die besten Wünsche für die Emigration in das damalige Britische Mandatsgebiet Palästina zum Ausdruck."

Einer seiner Freunde war der Künstler Heinrich Gottselig. Unter einer Fotografie seines Selbstbildnisses schreibt er: ‚Mit den Wünschen, dass Sie im Alt-Neuland die Heimat finden mögen.‘ Genau dieses Gemälde befindet sich als Dauerleihgabe in unserer Sammlung.

Das Abschiedsalbum war 2018 auch in unserer Nussbaum-Ausstellung im Hessenpark zu sehen. Mehr dazu erfahrt Ihr hier.

Selbstporträt von Ludwig Meidner

Erik Riedel neben Selbstporträt von Ludwig Meidner
Erik Riedel neben Selbstporträt von Ludwig Meidner

Erik Riedel leitet unser Ludwig Meidner-Archiv mit dem Schwerpunkt Exilkunst und er mag besonders gerne dieses Bild:

"Dieses Selbstporträt des bekannten Expressionisten Ludwig Meidner entstand vor etwas mehr als 100 Jahren, als dieser gerade seinen Kriegsdienst als Wachsoldat ableistete. Die Inschrift 'Ich! zerhauener Erdenkloß, verfehmt [!], apokalyptisch, Schädel zerweht im Winterwind!' scheint wie eine Vorahnung auf seinen späteren Lebensweg. Denn 20 Jahre später wurden seine Bilder in der NS-Propagandaausstellung 'Entartete Kunst' gezeigt und Meidner als jüdischer Künstler tatsächlich verfemt."

Mehr über Meidners Werk erfahrt Ihr in unserer Onlineausstellung auf dem Portal Google Arts & Culture.

Ein prächtiger Besamimturm

Mirjam Wenzel neben Foto eines Besamim-Turms
Unserer Direktorin Mirjam Wenzel hat es dieser prächtige Besamim-Turm im Museum Judengasse angetan.

Das Lieblingsobjekt unserer Direktorin Mirjam Wenzel steht im Museum Judengasse:

„Diesen Besamim- oder Gewürzturm mag ich ganz besonders gerne, weil er so viele Geschichten auf einmal erzählt: Er wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Schwäbisch Gmünd gefertigt, wo es damals keine jüdische Gemeinde gab. Er zitiert nicht nur Darstellungen aus der christlichen Bilderbibel. Die orientalisierende Form des Turms spiegelt auch, welche Vorstellungen der christliche Silberschmied mit jüdischen Ritualen verband.

Mehr über dieses prächtige Stück erfahrt Ihr in unserer Onlinesammlung

Ein modischer Hawdala-Leuchter

Sabine Kössling neben Hawdala-Leuchter
Unsere ehemalige Ausstellungsleiterin Sabine Kössling neben ihrem Lieblingsobjekt: einem Hawdala-Leuchter aus dem 18. Jahrhundert.

Unsere ehemalige Ausstellungsleiterin Sabine Kößling mag besonders diesen Leuchter aus dem Museum Judengasse:

"Dieser silberne Hawdala-Leuchter entstand um 1750. Er wurde für die Zeremonie zum Ausgang des Schabbat verwendet. Er gefällt mir besonders gut wegen der kleinen Figur in der Tracht der Frankfurter Juden im 18. Jahrhundert mit Umhang, Spitzenkragen und Bart. In den Händen trägt die Figur Weinkelch und Gewürzturm, also die anderen beiden Ritualgegenstände, die man für die Hawdala-Zeremonie benötigt. Der Leuchter stammt aus einer Frankfurter Familie. Die Nachfahren lebten in Jamaika, Großbritannien und heute in Israel. Diese Frankfurter Stück hat sie immer begleitet."

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