Stellen wir uns vor, Europa wäre ein altes, aber noch immer erstaunlich intaktes Gebäude. Eine Feldsteinscheune zum Beispiel, deren Mauern die Jahrzehnte überstanden haben und immer noch Schutz bieten, deren Dach den schärfsten Wind und stärksten Regen abhält – und doch dringt schon hier und da Wasser durch die Fenster, rüttelt ein harter Sturm an den Ziegeln. Das Dach muss dringend repariert, die Balken gestützt, der Boden verstärkt werden – sonst gerät die ganze Konstruktion ins Wanken. Sonst stürzt irgendwann ein, was einmal somühsam errichtet wurde.
Europa ist nichts Gegebenes, kein unverrückbares Gut. An Europa muss ständig gearbeitet werden. Gerade jetzt und heute gibt es sehr viel zu tun. Die Ausstellung „Erzähl’ mir von Europa!“ präsentiert die leidenschaftliche Arbeit von über fünfzig jungen Europäerinnen und Europäern aus rund vierzig Ländern.
In mehr als dreißig europäischen Sprachen interviewten sie Vertreter ihrer Großeltern- oder sogar Urgroßelterngeneration. Als Europazeugen berichten diese von einem erfahrungsreichen Leben und ihrer mit Europa verwobenen Tätigkeit in Politik, Kultur und Wissenschaft. Die Geschichte und Zukunft der europäischen Idee wurden so in einem vielstimmigen Panorama festgehalten.
In der Ausstellung werden diese europäischen Lebensgeschichten durch die individuellen Porträts des jungen Berliner Fotografen Maximilian Gödecke in Szene gesetzt. Mit einem Stipendium des Goethe-Instituts reiste er durch Europa, um die Europazeuginnen und Europazeugen zu porträtieren. An sechs thematischen Stationen – Kindheit, Protest, Emanzipation, Freiheit, Haltung, Zukunft – wird zur Auseinandersetzung mit verschiedenen Europabildern, Wertevorstellungen und Lebensgeschichten eingeladen.
Eine Hörstation ermöglicht, in die O-Töne der Interviews einzutauchen. Die Ausstellung „Erzähl’ mir von Europa!“ will zur Begegnung mit den unterschiedlichen Gesichtern Europas anregen und das Bewusstsein für die Vielzahl europäischer Standpunkte stärken.
Veranstaltung "Generize Europe" am 28. April
Jüdisches Leben im demokratischen Europa: Wodurch zeichnet es sich aus? Was sind seine offenen Wunden? Wie ist es um seine Zukunft bestellt? Fragen, die an einem interaktiven Diskussionsabend am Freitag, 28. April aus unterschiedlicher Perspektive gestellt und beantwortet werden sollen. Basierend auf dem mit dem Europäischen Jugendkarlspreis ausgezeichneten "European Archive of Voices", einer Oral-History-Initiative des Vereins "Arbeit an Europa e.V.", werden an diesem Abend eine Fotoausstellung eröffnet, eine Tanzperformance uraufgeführt, sowie ZOOM-DRINKS mit vier europäischen Ländern veranstaltet. Der Frankfurter Gastronom und Vermittler jüdischer Lebenswelt James Ardinast wird eine Lecture Performance halten. Gekrönt wird der Abend von einer geführten Kabbalat Schabbat Feier durch den jungen Berliner Rabbiner Netanel Olhoeft.
Programm:
18 h: Choreographischen Intervention von Schülerinnen und Schülern der Frankfurter „Schule am Mainbogen“
18 30 h: „Jüdisches Leben in … damals und heute“: Zoom-Drinks mit Vereinsmitgliedern aus Ungarn, Slowakei, Russland und Spanien (in englischer Sprache, Moderation: Simon Strauß)
19 30 h: Lecture Performance von James Adinast „Demokratie/Jüdisches Leben/ Europa“
20 h: Bratschen-Konzert von Ronen Shifron
PAUSE
20 30 h: Kabbalat Schabbat (Netanel Olhoeft)
21 h: Schabbat-Mahlzeit (Voranmeldung erforderlich)
Mit James Adinast, Sophie Brunner, Kevin Hanschke, Netanel Olhoeft, Benyamin Reich, Ronen Shifron, Simon Strauß, Katrin Thiele, Nikita Velichko, Michal Hvorecky, Jose Luis Espinosa, Gabriella Dohi sowie den Schülerinnen und Schülern der Frankfurter „Schule am Mainbogen“.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen an: arbeitaneuropa@gmail.com
Weitere Infos unter: www.netzwerk-paulskirche.de
Ausstellungsort:
Bibliothek im Jüdischen Museum
Heute geöffnet: 10:00 – 17:00
Der Eintritt zur Museumsbibliothek ist kostenfrei.
Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60329 Frankfurt am Main