Blick auf den alten jüdischen Friedhof an der Battonnstraße Frankfurt

Alter Jüdischer Friedhof an der Battonnstraße

800 Jahre Jüdische Geschichte

Unter dichten Baumkronen verborgen liegt im Südosten der Frankfurter Innenstadt der jüdische Friedhof an der Battonnstraße. Er ist nach dem „Heiligen Sand“ in Worms der zweitälteste erhaltene jüdische Friedhof nördlich der Alpen. Der älteste noch existierende Grabstein datiert auf 1272 - das erste materielle Zeugnis jüdischen Lebens in Frankfurt.

Matthäus Merian d. J., Stadtplan von Frankfurt am Main, 1682, Ausschnitt mit östlicher Altstadt, Judengasse und jüdischem Friedhof.

Der Friedhof lag zunächst außerhalb der Stadt und wurde erst bei der Stadterweiterung 1333 in die Stadtmauern einbezogen. Bis ins 16. Jahrhundert diente er auch den jüdischen Gemeinden der Umgebung, die keinen eigenen Friedhof hatten, als Begräbnisplatz. Die Frankfurter Juden benutzten den Friedhof bis 1828. Bei der Anlage des neuen Frankfurter Hauptfriedhofs erhielt die jüdische Gemeinde in dessen Südostteil an der Rat-Beil-Straße ebenfalls einen neuen Friedhof. 1929 wurde im Norden des Hauptfriedhofs an der Eckenheimer Landstraße ein neuer jüdischer Friedhof errichtet, auf dem bis heute bestattet wird.

Enteignung und Zerstörung

1939 musste die Gemeinde zusammen mit ihren anderen Liegenschaften auch die Friedhöfe an die Stadt Frankfurt verkaufen. Der Friedhof sollte dem Erdboden gleichgemacht werden. Anfang 1943 begann man, die rund 6.500 Grabsteine in Stücke zu schlagen. 175 ausgewählte, historisch oder künstlerisch besonders wertvolle Grabsteine waren zuvor auf den Friedhof an der Rat-Beil-Straße verbracht worden. Wegen des Bombenkriegs wurden die Zerstörungsarbeiten eingestellt und der Friedhof als Abladestelle für Trümmerschutt verwendet. 2.500 Grabsteine blieben so vollständig erhalten, außerdem Tausende von Bruchstücken zerschlagener Grabsteine.

Vorlage des Oberbürgermeisters an die Gemeinderäte, 23.12.1942

"Der alte jüdische Friedhof am Dominikanerplatz ist alsbald abzuräumen und als Schuttabladestelle für den Fall größerer Gebäudeschäden durch feindliche Fliegerangriffe herzurichten. […] Die Kosten für die Beseitigung der vorhandenen etwa 7000 Grabsteine und eines Teiles der Bäume betragen rund 35.000 RM."

Wiederherstellung des Friedhofs nach 1945

Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft wurde der Friedhof der neuentstandenen Jüdischen Gemeinde zurückgegeben. Die Aufräumarbeiten auf dem Friedhof zogen sich aber bis Ende der 1950er Jahre hin. Die auf den Friedhof an der Rat-Beil-Straße verbrachten Grabsteine wurden zurückgebracht und entlang der Innenseite der Friedhofsmauer aufgestellt, da ihr ursprünglicher Standort nicht mehr zu ermitteln war. In einer Ecke an der Südmauer wurden die Grabsteine einiger bedeutender Persönlichkeiten wie Mayer Amschel Rothschild oder Rabbiner Nathan Adler versammelt. Zwischen 1991 und 1999 wurde der Friedhof bildlich und textlich dokumentiert. Die Grabsteine und ihre Inschriften sind mit Übersetzungen und Kommentaren auf der Website des Salomon Ludwig Steinheim Instituts in Essen veröffentlicht.

Ein einzigartiges Kulturdenkmal

Heute bildet der Friedhof das Zentrum eines einzigartigen Ensembles der Erinnerung. Das benachbarte Museum Judengasse mit Fundamenten von Häusern der ehemaligen Frankfurter Judengasse veranschaulicht die Geschichte der Frankfurter Juden bis 1800. Zwischen Museum Judengasse und Friedhof zeichnet der Bodenbelag der Gedenkstätte Neuer Börneplatz die Konturen der am 10. November 1938 in Brand gesteckten Börneplatzsynagoge nach. An der Außenmauer des Friedhofs erinnern fast 12.000 Namensblöcke an die Frankfurter Opfer des nationalsozialistischen Massenmords an den europäischen Juden. Die 850jährige Geschichte der Frankfurter Juden wird hier auf engstem Raum erfahrbar.

Besuchen Sie den Friedhof

Besucher auf dem Alten jüdischen Friedhof an der Battonnstraße Frankfurt am Main
Besucher auf dem Alten jüdischen Friedhof an der Battonnstraße Frankfurt am Main. Foto: Norbert Miguletz © Jüdisches Museum Frankfurt

Den Schlüssel zum Friedhof erhalten Sie an der Kasse des Museums Judengasse gegen Hinterlegung eines Pfandes. Männer werden gebeten, beim Besuch des Friedhofs eine Kopfbedeckung aufzusetzen. Ein traditionelles jüdisches Scheitelkäppchen leihen wir Ihnen an der Museumskasse gerne aus. Am Samstag (Schabbat) und an jüdischen Feiertagen bleibt der Friedhof geschlossen.

Besuchen Sie den Friedhof auf eigene Faust oder mit dem Audioguide des benachbarten Museum Judengasse. Dieser führt auch zu ausgewählten Orten auf dem Friedhof und gibt einen Überblick über seine Geschichte. Kosten: 2 €.

Jeden zweiten Sonntag bieten wir Führungen über den Friedhof an. Diese sind im Eintritt zum Museum Judengasse inbegriffen. Die Termine entnehmen Sie dem Veranstaltungskalender.

Sie möchten eine individuelle oder Gruppenführung über den Friedhof buchen? Dann melden Sie sich bitte bis zwei Wochen vor dem geplanten Termin an unter info@juedischesmuseum.de oder +49 (0)69 212 47747. Die Führung ist auf Deutsch, Englisch, Französisch und Ivrit verfügbar. Kosten für Gruppen: 90 €, Schüler*innen 3€.

Alter Jüdischer Friedhof Battonnstraße

Heute geöffnet: 10:00 – 17:00

  • Der Friedhof ist während der Öffnungszeiten des Museum Judengasse zugänglich, ausgenommen Samstage (Schabbat) und jüdische Feiertage. Den Schlüssel erhalten Sie an der Museumskasse.

  • Montag
    geschlossen
  • Dienstag bis Freitag und Sonntag
    10 – 17 Uhr
  • Samstag (Schabbat)
    geschlossen

Eintrittspreise

  • Der Zutritt zum Friedhof ist kostenfrei.

Barrierefreiheit

Der Eingang zum Friedhof ist nicht barrierefrei. Da der Friedhofsgrund bewachsen ist, besteht Sturzgefahr.

Alter Jüdischer Friedhof Battonnstraße
Battonnstraße
60311 Frankfurt am Main

Öffentliche Verkehrsmittel

Straßenbahn 11 und 18 bis Börneplatz/Stoltzestraße