Ludwig-Landmann Preis für Mut und Haltung verliehen

Erster Preisträger ist Prof. Saul Friedländer

27. Juni 2021: Die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums haben heute erstmals den "Ludwig-Landmann Preis für Mut und Haltung" an Prof. Dr. Saul Friedländer verliehen. Der mit € 10.000 dotierte Preis wurde anlässlich der Wiedereröffnung des Jüdischen Museums gestiftet.

Mit dem Preis werden fortan alle zwei Jahre herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für eine offene und moderne Gesellschaft, für die Vermittlung von jüdischer Geschichte und Kultur, gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit, für transkulturelle Verständigung und interreligiösen Dialog, für respekt- und wirkungsvolle Formen der Erinnerung an den Holocaust und die Verteidigung des Existenzrechts des Staates Israel einsetzen.

Prof. Dr. Saul Friedländer wurde 1932 in Prag als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er überlebte die nationalsozialistische Verfolgung unter falschem Namen in französischen Kinderheimen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte Friedländer nach Israel ein und wurde zu einem der renommiertesten Historiker insbesondere für die Erforschung der Schoa. 1984 erschien sein kritischer Essay Kitsch und Tod. Der Widerschein des Nazismus, 1987 begann seine briefliche Auseinandersetzung mit dem Historiker Martin Broszat, in der er entschieden für eine Geschichtsschreibung eintrat, die persönliche Zeugnisse integriert. Für sein epochales zweibändiges Werk Das Dritte Reich und die Juden (Bd.1: Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. München 1998; Bd. 2: Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. München 2006) wurde Saul Friedlander mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Den ersten Ludwig Landmann-Preis erhält er nun für sein Lebenswerk als Historiker und Zeitzeuge.

Die feierliche Preisverleihung fand im Schauspielhaus Frankfurt statt, wurde live auf dem You-Tube-Kanal des Jüdischen Museums gestreamt und kann dort weiterhin angesehen werden. Bundesaußenminister a.D. Dr. Joschka Fischer hielt die Laudatio auf Prof. Dr. Saul Friedländer.

Zu Beginn der Matinee hob der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums Andreas von Schoeler hervor, dass der Namensgeber des Preises, Oberbürgermeister Ludwig Landmann als Visionär das moderne Frankfurt entscheidend geprägt habe und betonte, dass in Zeiten, in denen "Jude" als Schimpfwort verwendet wird, nicht nur der Staat gefragt ist, sondern auch die Zivilgesellschaft. Man müße Haltung zeigen, weshalb diejenigen, die diese klare Kante gegen Judenhass und Rassismus zeigen, mit diesem Preis ausgezeichnet werden.

Anschließend führte Oberbürgermeister Peter Feldmann aus: "Die Politik von Oberbürgermeister Ludwig Landmann hat Frankfurt verändert, die Stadt ist ihm zu allergrößtem Dank verpflichtet. Am Freitag haben wir den Magistratssitzungssaal im Römer umbenannt: Er heißt fortan Ludwig-Landmann-Saal. Und so freut es mich auch, dass Saul Friedländer heute der erste Träger des Ludwig-Landmann-Preises ist. Herr Friedländer hat den Opfern des Holocausts eine Stimme gegeben."

In Vertretung für ihren Vater nahm die Tochter, Michal Friedländer, den Preis vom Vorsitzenden des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums, Prof. Dr. Wilhelm Bender und Museumsdirektorin Prof. Dr. Mirjam Wenzel, entgegen.

Das beigefügte Pressefoto zeigt von links nach rechts:

Bundesaußenminister a.D. Dr. Joschka Fischer, Museumsdirektorin Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Oberbürgermeister Peter Feldmann, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer Andreas von Schoeler, Michal Friedländer. Fotocredit: Frank Rumpenhorst

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