Unsichtbare Orte

Ein neues digitales Vermittlungsprogramm des Jüdischen Museums

24. Januar 2018: „Unsichtbare Orte“ ist ein digitales Vermittlungsprogramm des Jüdischen Museums Frankfurt, das in Kooperation mit dem Historischen Museum Frankfurt entstanden ist. Die App lädt ihre Nutzer dazu ein, auf Spurensuche in Frankfurt zu gehen und macht jüdische Zeitgeschichte nach 1945 im Stadt-raum sichtbar.

Da die jüdische Zeitgeschichte maßgeblich von Migration geprägt ist, werden die ort-spezifischen Geschichten der jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Frankfurts an verschiedenen Orten mit den Geschichten anderen Communities verknüpft. An den geteilten Räumen der Stadt verbindet sich so jüdische Zeitgeschichte mit den Alltagsgeschichten der türkischen, spanischen, griechi-schen und italienischen Communities. Den Ausgangspunkt für diese Geschichten bildet dabei stets ein konkreter Ort, der für eine oder mehrere Communities von Bedeutung war. Die App verwandelt diese Orte anhand von Audiogeschichten und Fotomaterial in lebendige Zeitgeschichte. Sie ist als eine Art virtuelles Denkmal für die temporären Geschichten von Migrantinnen und Migranten in Frankfurt zu verstehen.

Die Einwanderung aus europäischen und außereuropäischen Ländern hat die deutsche wie auch die Frankfurter Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend verändert. Auch das jüdische Leben in Frankfurt zeichnet sich durch eine zunehmende Diversität aus. Allenthalben findet eine Pluralisierung von Lebensformen und -kulturen statt, die das Erstarken partikularer Traditionen und Interessen auf der einen Seite nach sich zieht und auf der anderen Seite zu einer fortschreitenden Hybridisierung von Kultur führt. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen bilden den Hintergrund für einen neuen Schwerpunkt im Programm des Jüdischen Museums, das die jüdische Gegenwart im Kontext von Migrationsgeschichte vermittelt und sich dabei insbesondere an Schülerinnen und Schüler sowie potentielle Besucherinnen und Besucher mit Migrationshintergrund wendet.

Mit „Unsichtbare Orte“ richtet sich das digitale Vermittlungsangebot des Jüdischen Museums konkret an Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe. Um deren Nutzungsverhalten zu berücksichtigen, suchte das Projektteam schon früh den Austausch mit Pädagoginnen und Pädagogen: Sowohl die Kompatibilität der App-Themen mit denen des Lehrplanes als auch die methodischen Bedürfnisse der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler sollten in die Konzeption einfließen. Gerade bei Features wie etwa der Gamification und der Frage nach Partizipation war das Feedback der Zielgruppe essentiell. In mehreren Workshops im Oktober 2017 probierten, bewerteten und kommentierten die insgesamt 86 Schülerinnen und Schüler der IGS West, der Lichtigfeld-Schule, der Heinrich-Böll Schule Bruchköbel und des WPU-Kurses, der im Zuge des pädagogischen Programms „Frankfurt Stadt der Vielfalt“ die App kennenlernte, die Beta-Version von Unsichtbare Orte und halfen dabei, das Angebot konzeptionell und visuell zu verbessern.

Den Ausgangspunkt für die Spurensuche zu den unsichtbaren Orten bildet dabei eine navigierbare Karte, auf welcher alle vorhandenen Orte angezeigt werden und die zugleich auch die Nutzer lokalisiert. Die Nutzer haben die Möglichkeit, die angezeigten Orte mithilfe von vier Filtermöglichkeiten nach folgenden Kriterien zu sortieren: Communities, Zeiträume, Themenspuren, Stadtteile.

Erreicht man einen der unsichtbaren Orte, erhält man Detailinformationen zum Ort und dessen Be-deutung für eine oder mehrere Communities. Sucht man die unsichtbaren Orte in der Stadt auf, kön-nen die Nutzerinnen und Nutzer ihre Abbildungen des Orts über Instagram in der App teilen.

Konzeption und Projektleitung:
Kathrin Schön, Wissenschaftliche Leitung Vermittlung und Kommunikation, Jüdisches Museum
Konzeptionelle Mitarbeit: Aikaterini Dori, Dr. Angela Jannelli, Historisches Museum Frankfurt
Abschlussredaktion: Korbinian Böck, Sabine Kößling, Daniela Unger, Jüdisches Museum
Text-Recherche und -Redaktion:
Für das Historische Museum: Aikaterini Dori (Italienische, Griechische und Türkische Community), Erik Jacobs (Spanische Community), Dr. Angela Jannelli und Franziska Mucha
Für das Jüdische Museum: Kathrin Schön (Jüdische Community), Hannah Grimmer, Max Holfelder
Gestaltung: Studio Good, Berlin
Technische Umsetzung: beauco – IT für den Geist, Bamberg

Die App „Unsichtbare Orte“ wurde gefördert von wurde gefördert von experimente#digital – einer Kulturinitiative der Aventis Foundation, dem Kooperationsfonds des Kulturamts der Stadt Frankfurt, der Ursula Ströher Stiftung und museOn.