Buddy (1925 – 2015) und Gerti (geb. 1933) Elias in ihrem Haus in der Herbstgasse, Schweiz, Basel

Familie Frank Zentrum wird eröffnet

Erinnerung an Frankfurter Familiengeschichten

Mit der Eröffnung des neuen Jüdischen Museums Frankfurt wird auch das Familie Frank Zentrum erstmals vollumfänglich zugänglich gemacht. Ausgehend von zahlreichen Dokumenten und Gegenständen aus Familienbesitz widmet es sich der Erforschung und Vermittlung der besonderen Geschichte und Lebenskultur von Anne Franks Familie.

Das in Frankfurt geborene Mädchen wuchs in einer liberalen Familie auf, die großen Wert auf kulturelle Bildung legte. Ihrer Großmutter Alice Frank gelang es 1933, den familiären Briefwechsel und andere persönliche Unterlagen, Gemälde aus dem Familienbesitz sowie einen Teil der Ausstattung ihres Frankfurter Haushalts mit in die Emigration nach Basel zu nehmen. Dort wurden sie jahrzehntelang gepflegt und mit ihnen die familiären Traditionen bewahrt.

Die neue Dauerausstellung im Rothschild-Palais präsentiert eine Auswahl der Alltagsgegenstände, Gemälde, Fotos, Bücher und Briefe und vermittelt einen persönlichen Zugang zum familiären Erbe der Franks und der mit ihnen verwandten Familie Elias.

Das Museumsarchiv bewahrt die Originaldokumente der Familien Frank und Elias, die zu wissenschaftlichen Forschungszwecken zugänglich gemacht werden können. Die Museumsbibliothek im Lichtbau von staab Architekten hält weitere Medien und Informationen zur Familiengeschichte sowie zum Tagebuch der Anne Frank bereit. Führungen und Workshops für Schulklassen und für die interessierte Öffentlichkeit bieten Einblicke in die Familiengeschichte.
 

Gründung des Familie Frank Zentrums

1963 gründete Otto Frank die Nachlassstiftung Anne Frank Fonds in Basel und setzte sie als Universalerbin und Herausgeberin der Tagebücher seiner Tochter ein. 50 Jahre später beschloss der Anne Frank Fonds gemeinsam mit der Familie Elias-Frank, die umfangreichen Familienhinterlassenschaften wie Briefe, Fotos, Möbel, Porzellan und Bücher dauerhaft im Jüdischen Museum Frankfurt – und damit in der Heimatstadt der Familien – zu vereinen. Buddy Elias, Cousin von Anne Frank und damals Präsident des Anne Frank Fonds, sah darin die Chance, die Geschichte des Tagebuchs sowie seiner Familie in einem breiteren Kontext jüdischer Geschichte anzusiedeln, die weit über die Schoa hinausweist. Der Anne Frank Fonds betrachtet das Jüdische Museum seither als Partner, der es ermöglicht, seine „Archive der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich zu machen und in einem akademischen und öffentlich sichtbaren Umfeld anzusiedeln". In diesem Sinne wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Objekte und Dokumente zur Familiengeschichte erschlossen und ans Museum übergeben.
 

Profil und Ziel des Familie Frank Zentrums

Mit dem Familie Frank Zentrum stärkt das Jüdische Museum Frankfurt sein Profil als Zentrum für Forschung und Vermittlung jüdischer Geschichte Frankfurts in einem europäischen Kontext und setzt einen weithin sichtbaren Akzent im Bereich der Familiensammlung und -forschung.

Prof. Dr. Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums, beschreibt die Bedeutung des Zentrums innerhalb des Museums daher wie folgt: „Die Dokumente und Gegenstände aus dem Besitz der Familien Frank und Elias geben einen einzigartigen Einblick in das Leben einer bürgerlichen, kunstsinnigen und liberalen jüdischen Familie in Frankfurt. Sie erzählen eine moderne Geschichte von Aufbruch und Emanzipation in Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft, die von einschneidenden historischen Ereignissen wie dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise 1929 gezeichnet und schließlich von den Nationalsozialisten in Frankfurt beendet wird. Es ist ein großes Glück für das Jüdische Museum, die materiellen Zeugnisse dieser Familiengeschichte bewahren, ausstellen und erforschen zu können, da sich in ihnen der Alltag, die Werte und Ideale sowie die Umgangsformen und das Gedächtnis einer bedeutenden Familie aus Frankfurt konkretisiert und für die interessierte Öffentlichkeit erfahrbar wird.“

Das Familie Frank Zentrum baut auf vier Säulen auf: Sammeln, Forschen, Ausstellen und Vermitteln.

Die Sammlung umfasst derzeit rund 1.300 Alltagsgegenstände und wird in Zukunft um weitere Zeugnisse aus dem Familienumfeld, etwa dem Archiv des Anne Frank Fonds, erweitert. Ein eigens eingerichtetes Fellowship-Programm soll im Jahr nach der Museumseröffnung die Erforschung der Dokumente stärken. Wissenschaftlerinnen stehen für die Einsicht in die Unterlagen in der Museumsbibliothek zur Verfügung. In der neuen Online-Sammlung des Museums werden die bereits erforschten Alltagsgegenstände einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Die Dauerausstellung im Rothschild-Palais präsentiert auf der ersten Etage „Familie und Alltag“ einen Teil der Gegenstände aus Familienbesitz. Weitere Objekte und damit verbundene Geschichten sind für Wechselausstellungen vorgesehen. Führungen durch die Dauerausstellung geben Einblicke in die Familiengeschichte und das Wirken Otto Franks, der das Tagebuch seiner Tochter Anne herausgab. Ausgangspunkt weiterer Bildungsangebote in der Bibliothek und der Ausstellung sind persönliche Erinnerungsstücke wie Briefe und Alltagsgegenstände, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, und eine Annäherung an familiäre Traditionen und die Auswirkungen historischer Ereignisse ermöglichen.
 

Allgemeine Daten

Initiatoren:                                           
Anne Frank Fonds Basel, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main, Familie Elias-Frank.

Gründung:                                           
28. Februar 2012

Eröffnung:                                           
21. Oktober 2020

Leiterin:                                              
Dr. Franziska Krah

Anzahl der Gegenstände:                         
ca. 1.300 Objekte

Anzahl der Fotografien:                          
ca. 3.500 Stück

Umfang des schriftlichen Nachlasses:        
ca. 11 Laufmeter

Besondere Konvolute:                            
Briefwechsel von Otto Frank mit seiner Familie nach seiner Befreiung aus Auschwitz; Reisefotografien und -korrespondenz um 1900; Familienkorrespondenz aus dem Ersten Weltkrieg; länderübergreifende Familienbriefe nach der Emigration aus Frankfurt 1933; Gedeck für eine festliche Tischtafel aus dem 19. Jahrhundert.

Pressemitteilung (PDF)​​​​​​​
 

Pressebilder zum Download

Buddy (1925 – 2015) und Gerti (geb. 1933) Elias in ihrem Haus in der Herbstgasse, Schweiz, Basel

Barbara Klemm (geb. 1939), Buddy (1925 – 2015) und Gerti (geb. 1933), Elias in ihrem Haus in der Herbstgasse, Schweiz, Basel, 2013, Fotografie.
© Jüdisches Museum Frankfurt Download

Jakob Nussbaum (1873 – 1936), Der Frankfurter Opernplatz

Jakob Nussbaum (1873 – 1936), Der Frankfurter Opernplatz, Frankfurt am Main, 1905, Öl auf Leinwand, 86,5 × 106,5 × 4 cm (Rahmenmaß)
© Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel Download

Kinderstuhl mit rotem Polster, in der Familie Elias „Anne Frank Stuhl“ genannt

Kinderstuhl mit rotem Polster, in der Familie Elias „Anne Frank Stuhl“ genannt, 19. Jh., Holz, Polsterstoff, 57 x 36 x 39 cm.
© Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel Download

Grußkarte der vier Kinder Robert (1886 – 1953), Otto (1889 – 1980), Herbert (1891 – 1987) und Leni Frank (1893 – 1986), Frankfurt am Main, um 1895

Grußkarte der vier Kinder Robert (1886 – 1953), Otto (1889 – 1980), Herbert (1891 – 1987) und Leni Frank (1893 – 1986), Frankfurt am Main, um 1895, 14,8 × 21 cm.
© Familie Frank Zentrum / Anne Frank Fonds Basel Download

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