Biografie Ludwig Meidner

(1884-1966)

1884
Geboren am 18. April in Bernstadt, einer Kleinstadt in Schlesien

1901-02
Maurerlehre mit dem Berufsziel Architekt zu werden

1903-05
Besuch der Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule in Breslau

1905-06
Erster Aufenthalt in Berlin; im Sommer 1906 nimmt Meidner Radierunterricht bei Hermann Struck

1906-07
Parisaufenthalt, Besuch der Akademien Julian und Cormon, Freundschaft mit Amedeo Modigliani

1908-09
Vorrübergehend in Kattowitz, um dort eine Zeichenschule zu leiten; Rückkehr nach Berlin

1911
Stipendium dank der Fürsprache Max Beckmanns

1912
Gründung der Künstlergruppe Die Pathetiker mit Jakob Steinhardt und Richard Janthur, Ausstellung in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm; die ersten Apokalyptischen Landschaften entstehen; ab Dezember hat Meidner wiederholt ekstatische Erlebnisse

1913
"Jour-Fixe" in Meidners Atelier in Berlin-Friedenau, häufige Gäste sind vor allem Dichter wie Jakob van Hoddis, Carl Einstein, René Schickele und Max Herrmann-Neiße

1914
Aufenthalt in Dresden mit dem Dichter Ernst Wilhelm Lotz; Beginn der Arbeit zur Mappe Krieg

1915-16
Erste Serie von Zeichnungen und großformatigen Kartons mit Prophetengestalten

1916-18
Militärdienst als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenenlager bei Cottbus, hier entstehen die Prosasammlungen Im Nacken das Sternemeer (erschienen 1918) und Septemberschrei (erschienen 1920)

1918
Im Februar Einzelausstellung bei Paul Cassirer in Berlin, Teilnahme an der Ausstellung Neue religiöse Kunst in Mannheim; im Juli Versetzung in ein einsatzfähiges Reserveregiment, eine Erkrankung verhindert den Fronteinsatz; Verlegung in Lazarette in Würzburg und Aschaffenburg

1919
Rückkehr nach Berlin, kurzzeitig Mitarbeit bei den revolutionären Künstlergruppen Arbeitsrat für Kunst in Berlin und Novembergruppe

1922
Reise nach Sylt und Hamburg

1923
Entwürfe zu den Filmkulissen für den Film Die Straße von Karl Grune

1924-27
Zeichenlehrer an den Studien-Ateliers für Malerei und Plastik (Lewin-Funcke) in Berlin-Charlottenburg; Schüler in seiner Zeichenklasse sind u.a. Felix Nussbaum, Felka Platek, Hans Kuhn und seine spätere Frau Else Meyer.
Mitte der 1920er Jahre intensiviert sich Meidners Auseinandersetzung mit religiösen Themen und er wird praktizierender Jude

1927
Heirat mit Else Meyer, die Trauung vollzieht Rabbiner Leo Baeck

1929
Geburt des Sohnes David; Meidners Sammlung autobiographischer Kurzprosa Gang in die Stille erscheint

1935
Übersiedlung nach Köln, Zeichenlehrer an der jüdischen Schule Jawne, Beginn von allegorischen und visionären Zyklen

1937
Bilder von Meidner werden in der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt, darunter ein Selbstporträt von 1912

1938
Meidner beginnt den Zyklus Visionen, kryptische Kohlezeichnungen, die symbolhaft die Bedrohungen der Zeit reflektieren

1939
Meidner geht im August ins Exil nach London; zeitweilig unterhält er Kontakte zum Freien Deutschen Kulturbund

1940-41
Internierung als enemy alien in den Lagern Huyton-Camp bei Liverpool und Ramsey auf der Isle of Man

1942-45
Der Zyklus Massacres in Poland (oder Leiden der Juden in Polen) entsteht, in dem sich Meidner mit der systematischen Verfolgung und Ermordung der Juden auseinandersetzt; daneben entstehen aber auch humoristische Aquarelle

1949
Ludwig und Else Meidner zeigen ihre Bilder in London; die Ausstellung findet kaum Resonanz

1952
Besuche in Hamburg und Bonn

1953-55
Während Else Meidner in London bleibt, kehrt Ludwig Meidner endgültig nach Deutschland zurück. Zunächst wohnt er im Jüdischen Altersheim in Frankfurt am Main

1955-63
Meidner bezieht ein Atelier in Marxheim im Taunus; neben Porträts und religiösen Darstellungen entstehen Landschaftsbilder und Stillleben

1959
Einzelausstellung im Wiesbadener Kunstverein; Hymnen und Lästerungen erscheint

1963
Übersiedlung nach Darmstadt, Else Meidner kommt für etwa ein Jahr nach Darmstadt; Einzelausstellung in Recklinghausen, die später auch in Berlin und Darmstadt gezeigt wird

1964
Bundesverdienstkreuz, Villa-Romana-Preis, Berufung an die Akademie der Künste in Berlin, Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt Darmstadt

1966
Im April erscheint die erste umfassende Monografie zu Meidner von Thomas Grochowiak; Meidner stirbt am 14. Mai und wird auf dem jüdischen Friedhof in Darmstadt beigesetzt