Als der Kunsthistoriker Ernst Scheyer in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung „Synagoga“ 1964 dazu anhob, Ludwig Meidner für verschollen zu erklären, ertönte es aus dem Publikum: „Hier bin ich – Meidner“. Mit diesem Zwischenruf meldete sich der Künstler selbst zu Wort und forderte die deutsche Öffentlichkeit auf, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Unmittelbar vor und nach Ende des Ersten Weltkriegs zählte Meidner zu den berühmtesten expressionistischen Malern. Seine Werke wurden später von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert. Er selbst flüchtete ins Exil nach London und kehrte 1953 in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Nach der Remigration fertigte er eine Vielzahl an psychologisch eindringlichen Portraits an. Auch die Schwestern von Plottnitz und Thimm lernten den Künstler in Marxheim persönlich kennen und ließen sich im Atelier des Bohemiens zeichnen. Ihre Porträts sind Bestandteil der Kabinettpräsentation, deren Fokus auf Werken liegt, die das innere Erleben des Künstlers unter Verwendung sich wandelnder Stilmittel auf dem Papier dokumentieren. Ein Großteil der Papierarbeiten wird während der Laufzeit einmal ausgewechselt. Zunächst sind Zeichnungen aus den 1920er Jahren und im Anschluss Arbeiten aus dem Exil in London zu sehen.
Die Kabinettausstellung “Hier bin ich – Meidner” wurde von Laura Schilling und Asta von Mandelsloh kuratiert und wird am 8. Mai 2022 um 11 Uhr in Anwesenheit von Cornelia-Kathrin von Plottnitz und Monika Thimm von der Direktorin des Museums, Prof. Mirjam Wenzel, eröffnet.
Sie ist bis zum 1. Januar 2023 zu sehen. Ende 2022 erscheint das Werkverzeichnis der Gemälde Meidners im Gebrüder Mann Verlag, das der Ausstellungsleiter des Jüdischen Museums und Sammlungskurator des Ludwig Meidner Archivs, Erik Riedel, in Kooperation mit der Ludwig Meidner Gesellschaft und mit Unterstützung der Stiftung Citoyen erarbeitet hat.
Um Anmeldung von Medienvertreterinnen und Medienvertretern wird bis Donnerstag, 5. Mai 2022 ge-beten unter: theresa.gehring@stadt-frankfurt.de.