Familien sind Räume persönlicher Schicksale und zugleich Räume des überlieferten Wissens von Traditionen und Wertvorstellungen. Und sie schaffen einen Bezugspunkt zur eigenen Lebensrealität. Das macht sie und die Beschäftigung mit ihren Geschichten vermutlich für so viele Menschen interessant. Im Folgenden stellen wir Euch die wichtigsten digitalen Tools für die Recherche nach Frankfurter jüdischen Familienschicksalen zusammen. So könnt Ihr Eure eigene Recherche beginnen. Doch bedenkt: Familienüberlieferungen bedeuten immer auch Sprünge durch Zeit und Raum. Generationen überlappen sich, gehen auseinander oder verlieren sich im Nichts. Durch ihre vielen Verzweigungen befinden sich Familien selten an einem Ort. Wer also über Frankfurt hinaus forschen will, findet hier noch weitere Tipps.
Infobank Judengasse
In unserer Infobank Judengasse erfahrt Ihr alles über das Leben im ältesten jüdischen Ghetto Europas, der Frankfurter Judengasse. Die Website bietet kurze Beiträge über Themen wie die Wohnhäuser und die darin lebenden Familien; einzelne Persönlichkeiten sowie deren Nachkommen; Berufe sowie die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Judengasse.
Stammbuch der Frankfurter Juden
1907 veröffentlichte Alexander Dietz das "Stammbuch der Frankfurter Juden". Auf fast 500 Seiten widmet es sich der Geschichte jüdischer Frankfurter Familien von 1349 bis 1849. Das Buch informiert über Berufe, Verwandtschaftsbeziehungen, Wohnorte, die jüdische Bevölkerungsentwicklung u.v.m. So erfahren wir hier, dass ein früher Vorfahr von Anne Frank, Süßkind Stern, als Juwelenhändler und Geldwechsler arbeitete. Das Stammbuch ist hier oder hier digital zugänglich.
Ele Toldot - Gedenkbuch für die Frankfurter Juden
Ergänzend zum Stammbuch lohnt sich ein Blick ins "Ele Toldot", das Verzeichnis Frankfurter Jüdinnen und Juden von 1241 bis 1830. Das maschinenschriftliche Manuskript enthält Personalangaben und Informationen zum jüdischen Leben in Frankfurt seit dem 12. Jahrhundert sowie eine Liste von (Zwangs-)Taufen. Der Autor Schlomo Ettlinger, selbst gebürtiger Frankfurter, nutzte für sein Verzeichnis Originalunterlagen aus dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt. Ettlingers Manuskript liegt heute im Central Archive for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP), ist aber auch online einsehbar.
Standesbücher, Personenstandshauptregister und Einwohnermeldeunterlagen
Die Frankfurter Standesbücher und Personenstandshauptregister liefern Informationen über die Geburten in den Jahren von 1851–1898, Heiraten von 1851–1928 und Sterbefälle von 1851–1958. Das Institut für Stadtgeschichte hat sie online zugänglich gemacht. Die ebenfalls dort liegenden, lückenhaft überlieferten Frankfurter Einwohnermeldeunterlagen sind bislang nicht digitalisiert. Wenn die Wohnadresse einer gesuchten Person bekannt ist, können die Infos aus den Unterlagen per Email erfragt werden.
Frankfurter Adressbücher
Wer wissen möchte, in welchen Häusern jüdische Familien lebten oder wo sie ihr Geschäft, ihre Arztpraxis etc. hatten, wird im Frankfurter Adressbuch fündig. Von 1834 bis 1943 erschien jährlich eine aktualisierte Ausgabe, die allesamt digital verfügbar sind. Anhand der Adressbücher wird zum Beispiel deutlich, dass Anne Franks Großvater mit seiner "Michael Frank Privatbank" sehr häufig umzog. Auch über die Verdrängung jüdischer Frankfurt*innen aus Wohnungen und Gewerbe sowie deren Flucht und Vertreibung während des Nationalsozialismus geben die Adressbücher Auskunft.
Persönliche Unterlagen jüdischer Familien
Das Center for Jewish History Digital Collections stellt Familienarchive und Nachlässe jüdischer Einzelpersonen online, darunter auch viele mit Frankfurt-Bezug. Diese bieten einen ganz persönlichen Einblick in den Familienalltag. Oftmals enthalten sie neben offiziellen Unterlagen auch persönliche Briefe, Memoiren, Fotos oder Kochbücher. Auch von Anne Franks Vorfahren gibt es Unterlagen, nämlich eine kleine Sammlung der Familie Stern.