Mit großer Trauer verabschieden wir uns von unserer Freundin und großen Förderin unseres Museums Rosa Orlean s.A., die am 2. November 2023 / 18. Cheschwan 5784 gestorben ist.
Rosa Orlean wurde 1927 in eine bürgerliche Familie in Krakau geboren. Zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls auf Polen war sie 12 Jahre alt, ihre gesamte Jugend verbrachte sie in diversen Ghettos und Lagern, unter anderem in Auschwitz. Nach der Befreiung 1945 konnte sie sich mit einer Gruppe junger Frauen zu den amerikanischen Truppen durchschlagen und daraufhin nach Krakau zurückkehren. Dort erlebte sie mit ihrer Tante einen antisemitischen Angriff auf ihr Wohnheim, weshalb sie sich ein Weiterleben in Polen nicht mehr vorstellen konnte.
Sie gelangte über mehrere Stationen in das DP-Camp Zeilsheim bei Frankfurt, wo sie auch ihre Schwester traf, die als einziges weiteres Mitglied der Familie überlebt hatte. In den insgesamt drei Jahren ihres Aufenthaltes im DP-Lager arbeitete sie für die UNRRA-Verwaltung. Auch lernte sie hier ihren Mann kennen. Als junge Frau genoss sie die Nähe zur großen Stadt und fuhr regelmäßig mit anderen Überlebenden zum Tanzen nach Frankfurt, wie sie uns im Filminterview erzählte. Gleichzeitig war das Leben im DP-Lager kein leichtes, von Unsicherheit und Perspektivlosigkeit geprägt. Rosa Orlean plante daher, mit ihrem Mann in die USA auszuwandern. Den beiden wurde jedoch aufgrund einer Lungenerkrankung Rosas die Einreise in die USA verweigert, so dass sie 1948 nach Auflösung des DP-Lagers in Frankfurt heirateten und eine Familie gründeten. Der Umzug vom „Wartezimmer“ Zeilsheim nach Frankfurt wurde somit zum tatsächlichen Beginn ihres neuen Lebens in Deutschland.
Für unsere Dauerausstellung erzählte sie uns in einem langen und intensiven Filminterview aus ihrem Leben. Ihr könnt Ausschnitte daraus in der dritten Etage unseres Museums sehen. Auch in unserer Wechselausstellung „Unser Mut – Juden in Europa 1945-48“ war Rosas Weg erfahrbar. Sie hatte uns in der Vorbereitung dazu intensiv unterstützt und uns viele Fotos und Objekte zur Verfügung gestellt. Sie nahm an unseren Veranstaltungen teil und erfreute uns mit ihren Besuchen, sie wird fehlen.
Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei der Familie, jehi Sichrona liwracha – möge ihr Andenken zum Segen werden!
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